Eine patientenorientierte und wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe sowie die Einbeziehung der Schizophrenie-Patienten in die Entscheidungspro-zesse können helfen, zahlreiche Herausforderungen im Therapiealltag besser zu meistern. Spezielle Kommunikationstech- niken wie das Motivational Interviewing (MI) sind nicht nur unkompliziert und weniger zeitintensiv zu erlernen als oftmals angenommen, schilderte Prof. Johannes Hamann, München, sie wirken auch: „Mit wenig Aufwand können sich erhebliche Verbesserungen in der Arzt-Patienten-Beziehung und den Therapieergebnissen einstellen.“
Dass dies in der Therapie der Schizophrenie tatsächlich funktioniert, zeigen die Daten der PRELAPSE-Studie, in der die Behandlerteams in der Kommunikation zur Depot-Therapie mit dem Ansatz GAIN (GAIN = Goal setting, Action planning, Initiate treatment, Nurturing change), der auf der MI fußt, geschult wurden.
In PRELAPSE wurde 234 Patienten in der frühen Phase einer Schizophrenie in 19 AOM-Zentren (Aripripazol once monthly) neben anderen Therapieoptionen die Behandlung mit Aripiprazol-Depot i. m. angeboten. Im Vergleich zur Routinebehandlung (Clinician’s Choice, CC) konnte der Einsatz der Depot-Therapie durch das MI gefördert werden, erklärte Prof. Christoph U. Correll, New York/Berlin, einer der Mitautoren der Studie: „Von den Patienten in den AOM-Zentren erhielten sage und schreibe 91 % mindestens eine Injektion im Studienverlauf, während in den CC-Zentren nur 51 % der Patienten eine Depot-Therapie zu einem Zeitpunkt der Nachuntersuchung erhielten.“
Dabei verzögerte sich in den AOM-Zentren gegenüber den CC-Zentren die Zeit bis zur ersten Hospitalisierung signifikant um durchschnittlich 614 vs. 531 Tage (Hazard Ratio: 0,56; p = 0,02). In den AOM-Zentren kam es außerdem zu deutlich weniger Hospitalisierungen als in den CC-Zentren (22 % vs. 36 % Patienten mit ≥ 1 Hospitalisierung), wenngleich das relative Risiko dafür nicht signifikant ausfiel (RR: 0,64; p = 0,20 ). „Man sieht hier ganz klar, dass einfach zu erlernende Kommunikationsstrategien wie MI einen klaren Nutzen für die Patienten haben“, so Correll. „Aus meiner Sicht sollten daher Kommunikationsschulungen stärker in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung etabliert werden.“ JL