Ein zehnjähriges Mädchen wurde wegen des Verdachts auf Sydenham-Chorea neurologisch untersucht. Das Kind hatte in den letzten fünf Wochen unwillkürliche, klavierspielartige Fingerbewegungen entwickelt, war ungewöhnlich introvertiert und zeigte verschiedene Bewegungsstereotypien, bei denen es unter anderem für kurze Zeit in unnatürlichen Körperpositionen "einfror". In den folgenden fünf Wochen besserten sich Chorea und Stereotypien, dafür kam es zu einer ausgeprägten Hypomimie und schlurfendem Gang ohne Armmitbewegung. Tremor, Dystonie oder zerebelläre Zeichen wurden jedoch nicht festgestellt. Der motorische UPDRS-Score betrug 28 Punkte. Intoxikationen und andere direkte oder indirekte Symptomursachen konnten ausgeschlossen werden, anamnestisch wurden den Beschwerden vorausgehend lediglich (nicht behandelte) Halsschmerzen eruiert. Die Serumanalyse zeigte erhöhte Anti-Streptolysin-O-Titer und - im Einklang mit einer Sydenham-Chorea - anti-Basalganglien-Antikörper. Es liegt nahe, dass Letztere verschiedene extrapyramidale Areale affektiert haben und damit gleichermaßen für die Chorea wie für die Bradykinesie, den Rigor und die anderen Parkinson-Symptome der Zehnjährigen verantwortlich waren. Drei und sechs Monate nach Erstvorstellung des Mädchens waren die Parkinson-artigen Bewegungsstörungen zurückgegangen. Unter Residualsymptomen bei Gang und Haltung waren die UPDRS-Motor-Scores auf 18 bzw. 15 Punkte gesunken. (bk)
Seltene Komplikation
Neuro-Depesche 9/2004
Parkinsonismus nach Streptokokkenangina
Parkinsonismus ist bei Kindern ausgesprochen selten. Ein Fallbericht zeigt sein Auftreten erstmalig im Zusammenhang mit einer Streptokokkeninfektion.
Quelle: Ben-Pazi, H: Parkinsonian features after streptococcal pharyngitis, Zeitschrift: JOURNAL OF PEDIATRICS, Ausgabe 143 (2003), Seiten: 267-269