Subtile kognitive Einbußen

Neuro-Depesche 9/2019

Parkinson-Patienten mit MoCA screenen?

Zertifizierte Fortbildung
Zur kognitiven Beurteilung werden verschiedene Screening-Instrumente eingesetzt. Da der bei Demenz etablierte Mini Mental State Test (MMST) bei leichten kognitiven Einschränkungen nicht sehr sensitiv ist, wurde nun auf Costa Rica geprüft, ob das Montreal Cognitive Assessment (MoCA) bei Parkinson-Patienten ohne subjektive kognitive Beschwerden vielleicht vorteilhafter anzuwenden ist.
40 Parkinson-Patienten (55 % Frauen; Durchschnittsalter 76,6 Jahre; durchschnittliche Krankheitsdauer 5,5 Jahre) ohne Beschwerden über kognitive Probleme (MMST ≥ 24 Punkte) wurden aufgenommen. Die Schulbildung umfasste im Durchschnitt 7,4 Jahre. 85 % nahmen L-Dopa als Teil ihrer Basistherapie.
In Bezug auf das Funktionsniveau befanden sich 65 % im Hoehn & Yahr-Stadium 1 (37,5 %) oder 2 (27,5 %). Die basalen und instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens nach der Barthel’s Scale of Activities of Daily Living (BADL) bzw. der Lawton’s Scale of Instrumental Activities of Daily Living12 (IADL) waren bestenfalls leicht beeinträchtigt. Eine relevante Depression wurde anhand Yesavage Geriatric Depression Scale13 (GDS) ausgeschlossen.
Im MMST lag die Punktezahl bei 24 bis 30, durchschnittlich bei 26,7, auf dem Clock Drawing Test wurden 1 bis 10, durchschnittlich 6,8 Punkte erreicht. Niemand wurde danach als kognitiv beeinträchtigt eingestuft. Bei einem MoCA-Score von 11 bis 30, durchschnittlich 20,7, zeigten aber 32 Patienten (80 %) mit einer Punktzahl < 26 als etablierter Cut-off-Wert eine leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI).
Dabei ergaben sich zwischen den acht unbeeinträchtigten und den 32 beeinträchtigten MoCA-Patienten in verschiedenen Kategorien tendenzielle oder sogar signifikante Unterschiede, so in visuospatialen/ exekutiven Funktionen (p = 0,001), in der Aufmerksamkeit (p = 0,000) und der verzögerten Erinnerung (p = 0,001). JL
Kommentar
Die Studie legt nahe, dass MoCA bei PD-Patienten ohne subjektive kognitive Beschwerden mit seiner höheren Sensitivität/Spezifität ein guter Screening-Test und dem MMST deutlich überlegen ist. Ein MCI scheint demnach in dieser Klientel unerwartet häufig zu sein. Dies ist nicht zuletzt angesichts des bei MCI erhöhten Demenzrisikos klinisch relevant.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Vásquez KA et al.: Montreal Cognitive Assessment scale ... Dement Neuropsychol 2019; 13(1): 78-81
ICD-Codes: G20

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