Dänische Fall-Kontroll-Studie

Neuro-Depesche 9/2015

Parkinson durch Luftverschmutzung?

Im Mittelpunkt einer Fall-Kontroll-Studie stand die Frage, ob das Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken, durch eine starke Luftverschmutzung erhöht wird. Die Ergebnisse sind beunruhigend. In der dänischen Hauptstadt fand sich ein Risikoanstieg von 21%.

Anhand des dänischen Klinikregisters wurden 1696 Parkinson-Patienten identifiziert (Diagnose: 1996–2009; damals durchschnittl. 62 Jahre alt; 60% Männer). Anhand des Wohnortes von 1971 bis zur Diagnose bzw. bis zum ersten Kardinalsymptom wurde ihre Luftverschmutzungs- Exposition (durchschnittl. 30,7 Jahre) anhand des NO2-Ausbreitungsmodells ermittelt (NO2 korreliert gut mit NOX und CO). 1800 geschlechts- und altersgematchte Gesunde dienten als Kontrollen.
Die durchschnittliche NO2-Konzentration war verkehrsbedingt in Kopenhagen (16,83 μg/m3) höher als in Kleinstädten und auf dem Land (12,63 bzw. 12,11 μg/m3). Der multiadjustierte Datenabgleich ergab tatsächlich einen deutlichen, sogar dosisabhängigen Zusammenhang: Pro NO2-Anstieg um 2,97 μg/m3 nahm das Parkinson- Risiko um 9% zu. Gegenüber der ländlichen Bevölkerung ohne Risikoerhöhung war die Erkrankungswahrscheinlichkeit um 21% (Odds Ratio: 1,21) und für damalige Kleinstadtbewohner um 10% höher (OR: 1,10). Männer und Frauen waren etwa gleich stark betroffen. GS
Kommentar

Über die Effekte der Luftverschmutzung auf neurodegenerative Krankheiten ist wenig bekannt. Neuere Studien weisen auf einen Zusammenhang mit Hirnveränderungen hin, wie sie beim Morbus Parkinson oder bei Alzheimer- Demenz vorliegen, z. B. pathologische -Synuclein-Aggregate. Sicher ist, dass sich die Exposition aufgrund des weltweiten Urbanisierungstrends und der Zunahme des Individualverkehrs deutlich vergrößern wird.

Quelle:

Ritz B et al.: Traffic-related air pollution and Parkinson’s disease in denmark: a case-control study. Environ Helath Perspect 2015 [Epup 7. Juli: doi: 10.1289/ehp.1409313]

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