Kopfschmerz ist mit einer Prävalenz von 20 bis 40% schon bei Kindern und Jugendlichen sehr häufig. Die Einjahresprävalenz an Migräne liegt bei ca. 11%. Trotz des betriebenen hohen Aufwandes werden noch viele Patienten nicht ausreichend analgetisch behandelt. Für die Europäische Gemeinschaft beläuft sich der Arbeitszeitausfall durch Migräne auf 270 Tage je 1 000 Arbeitnehmer jährlich und durch Spannungskopfschmerz auf 920 Tagen. Die unsystematische Kopfschmerzbehandlung führt zu unnötigen Chronifizierungen, Invalidisierungen und Berentungen. In einer deutschen Kopfschmerzambulanz stellten 1995 immerhin 22% aller Behandelten, die ein Durchschnittsalter von 46 Jahren aufwiesen, einen Rentenantrag. Durch die Einführung der Kopfschmerzklassifikation der International Headache Society (IHS) im Jahre 1988 wurde die Basis für systematische Diagnostik, fundierte individuelle Therapieplanung und wirksame Therapien des Kopfschmerzes geschaffen. Die Kopfschmerzbehandlung kann dadurch ursachenorientierter gestaltet werden. Neben der dringend notwendigen allgemeinen Primärprävention, bedarf es breiter Aufklärungskampagnen bei jungen Menschen in Hinblick auf Analgetikamissbrauch und analgetikainduzierten Kopfschmerz. Das Erlernen spezifischer Verhaltensweisen kann indirekt auch der Vorbeugung von Suchtverhalten dienen. Es bedarf weiterer präventiver Maßnahmen sowie einer organisierten Kopfschmerzversorgung. (JL)
Epidemiologische Daten zu chronischen Cephalgien
Neuro-Depesche 3/2001
Organisierte Kopfschmerzversorgung gefordert
Etwa 54 Millionen Menschen der deutschen Bevölkerung (70%) leiden unter chronischen, anfallsweise auftretenden oder anhaltenden Cephalgien, 1,5% der Betroffenen benötigten 1995 eine stationäre Behandlung mit einer durchschnittlichen Dauer von 14 Tagen.
Quelle: Göbel: Epidemiologie und sozioökonomische Konsequenzen von Migräne und Kopfschmerzerkrankungen., Zeitschrift: VERSICHERUNGSMEDIZIN, Ausgabe 52 (2000), Seiten: 19-23