Head- to-Head-Studie zur Prophylaxe bei chronischer Migräne

Neuro-Depesche 7-8/2020

OnabotulinumtoxinA mit höherem klinischen Nutzen als Topiramat

OnabotulinumtoxinA und Topiramat sind zur Therapie der chronischen Migräne (CM) zugelassen. Mit der FORWARD-Studie wurden – eine Seltenheit auf diesem Feld – beide Prophylaktika direkt miteinander verglichen. Untersucht wurde der klinische Nutzen, eine Mischung aus reiner Wirksamkeit und Verträglichkeit bzw. Abbruchrate.
In dieser prospektiven multizentrischen Parallelgruppenstudie in den USA wurden 282 Erwachsene mit einer chronischen Migräne (CM) 1 : 1 zu OnabotulinumtoxinA (drei Injektionszyklen mit 155 U alle 12 Wochen) oder zu sofort freisetzendem oralem Topiramat (50 – 100 mg/d) randomisiert. Die Studiendauer betrug 36 Wochen; nach 12 Wochen konnten anfänglich zu Topiramat randomisierte Patienten auf die Injektionstherapie wechseln.
Von den 140 Patienten der OnabotulinumtoxinA- Gruppe beendeten 120 (86 %) die randomisierte Studienphase regulär, aber nur 28 (20 %) der 142 Patienten unter Topiramat. Hauptgründe für den Abbruch waren mangelnde Wirksamkeit (OnabotulinumtoxinA, n = 7 [5 %] vs. Topiramat, n = 27 [19 %] sowie Nebenwirkungen (OnabotulinumtoxinA, n = 5 [4 %] vs. Topiramat, n = 72 [51 %]).
Im primären Endpunkt, dem Anteil an Patienten, die in den Wochen 29 – 32 eine Reduzierung der Kopfschmerztage um ≥ 50 % erreichten, war das Botulinum- Neurotoxin dem Antikonvulsivum deutlich überlegen. Dies zeigt die Auswertung nach der Baseline-Observation-Carry-Forward-(BOCF)-Methode, bei der zur Berücksichtigung von Unterschieden in den Abbruchraten fehlende Werte imputiert werden. Sie ergab mit 40 % (56/140) vs. 12 % (17/142) eine signifikant höhere Responderrate als die der Topiramat einnehmenden Patienten (p < 0,001).
Die Überlegenheit von OnabotulinumtoxinA zeigte sich auch in diversen sekundären Endpunkten, darunter im Headache Impact Test (HIT-6) und im Anteil von Patienten mit Kopfschmerzreduktion um ≥ 70% (jeweils in den Wochen 27–30).
Bei den 80 Topiramat-Patienten, die zur Therapie mit Onabotulinumtoxin A wechselten, fiel der Vergleich ähnlich positiv zugunsten der Injektionstherapie aus. HL
Kommentar
OnabotulinumtoxinA hatte in der CM-Therapie einen größeren klinischen Nutzen als Topiramat. Dies beruhte hauptsächlich auf den Verträglichkeitsproblemen unter dem Antikonvulsivum und einer relativ höheren Anzahl an Patienten der Injektionstherapie, die im Studienzeitraum in Behandlung blieben.
Quelle: Rothrock JF et al.: FORWARD Study: Evaluating the comparative effectiveness of onabotulinumtoxinA and topiramate for headache prevention in adults with chronic … Headache 2019; 59(10): 1700-13

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x