Pilotstudie bei Kindern mit ADHS

Neuro-Depesche 10/2020

Oligoantigene Diät verringert die Symptome

Der Einfluss der Nahrungsaufnahme auf Verhaltensstörungen wurde bereits im frühen 20. Jahrhundert beschrieben. Jetzt untersuchten deutsche Kinder- und Jugendpsychiater, ob sich die Eliminierung individuell bestimmter allergener Nahrungsmittel auf die ADHS-Symptome auswirkt. Die Wirksamkeit der „oligoantigenen Diät“ wurde nach einer Ratingskala und anhand von Videoanalysen beurteilt.
Zehn Kinder (acht Jungen) im Alter von 8 bis 14 Jahren mit einer ICD-10-definierten ADHS nahmen an der unkontrollierten, offenen Interventionsstudie teil. Sie erhielten über vier Wochen eine Diät ohne üblicherweise mit Unverträglichkeiten assoziierte Lebensmittel: Verzichtet wurde dabei u. a. auf Schweine- und Rindfleisch sowie auf Weizen-, Soja- und Maisprodukte. Erlaubt waren Lamm- und Putenfleisch sowie Kartoffeln, Reis und verschiedene Gemüse. Die Supplementierung von Vitaminen und Mineralien wurde empfohlen.
Kinder mit einer Verbesserung der ADHSRating Scale IV (ARS) um > 40 % wurden als Responder betrachtet. Zusätzlich wurden Videoaufzeichnungen der Kinder ausgewertet.
 
Responderrate von bis zu 62 %
Die durchschnittliche Verbesserung der ARS-Scores nach der Diät von 12,9 auf 24,6 Punkte war signifikant (p < 0,001). Dies traf auch auf die ARS-Subskalen „Unaufmerksamkeit“ und „Hyperaktivität und Impulsivität“ (je p = 0,004) zu. Die Effektgrößen nach Cohen‘s d waren beträchtlich (1,23 – 1,54).
Für acht der zehn Teilnehmer waren vollständige Daten inkl. der Videoauswertungen verfügbar. Zwei verblindete und ein nicht-verblindeter Bewerter betrachteten danach fünf der acht Kinder (62,5 %) als Diät-Responder, ein verblindeter Rater erkannte nur bei vier der acht Kinder (50 %) ein Ansprechen. Signifikante Effekte auf alle sekundären Endpunkte (ADHD questionnaire of parents of the diagnostic system for mental disorders [DISYPSII FBB-ADHD], Child Behaviour Checklist [CBCL/4-18] und Abbreviated Connor’s rating scale [ACS]) bestätigen die umfassende Wirksamkeit der Diät. HL
Fazit
Bei diesen Kindern mit ADHS bewirkte die „oligoantigene“ Diät eine relevante Symptombesserung. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser kleinen, unkontrollierten Studie bedarf es einer größeren, randomisierten, kontrollierten Untersuchung, um die vielversprechenden Therapieeffekte zu überprüfen.
Quelle: Dölp A et al.: Oligoantigenic diet improves children‘s ADHD rating scale scores reliably in added video-rating. Front Psychiatry 2020; 11: 730 [Epub 20. Aug.; doi: 10.3389]
ICD-Codes: F90.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x