Med-Info
Praxis-Depesche 9-10/2020
OIC: An PAMORA als kausale Therapieoption denken
Opioid-induzierte Obstipation ist die häufigste Nebenwirkung einer Opioidtherapie. Die Angaben zur Prävalenz der OIC variieren je nach Studie zwischen 51-87 % bei Krebspatienten, die mit Opioidanalgetika behandelt werden, und 41-57 % der Patienten mit nicht tumorbedingten Schmerzen unter Opioiden.
Die gezielt wirkende Arzneimittelgruppe der PAMORA (Peripherally Acting Mu- Opioid Receptor Antagonists) setzen an der Ursache der OIC an, indem sie den Zugang von Opioidagonisten zu den Opioidrezeptoren im Darm blockieren. Aufgrund ihrer molekularen Struktur können PAMORA die Blut-Hirn-Schranke nur minimal überwinden, so dass ihre Wirkung nahezu auf die Peripherie beschränkt bleibt. Das bedeutet: Die Funktion von Darmmotorik und -sekretion wird wiederhergestellt, während die durch die Opioidrezeptoren im ZNS vermittelte Analgesie nicht beeinträchtigt wird. Nach den PAMORAs Naloxegol (oral) und Methylnaltrexon (Injektion) ist Naldemedin (oral) der dritte in Deutschland zugelassene PAMORA. Naldemedin (Rizmoic®) ist indiziert zur Behandlung von OIC bei Erwachsenen, die früher bereits mit einem Abführmittel behandelt wurden. Naldemedin verbesserte in der COMPOSE-1- und 2-Studie signifikant die Frequenz spontaner Stuhlgänge (Spontaneous bowel movements, SBM) sowie die Intensität der Beschwerden beim Stuhlgang. Die Ergebnisse der Langzeitstudie COMPOSE-3 zeigen eine signifikante Verbesserung der Obstipationsbeschwerden über 52 Wochen.