Fibromyalgie-Syndrom

Neuro-Depesche 6/2015

O2 wirkt auf Symptome und die Hirnaktivität

Alle Therapien der Fibromyalgie - medikamentöser oder psychotherapeutischer Art sind nur begrenzt wirksam. In einer prospektiven Studie behandelten israelische Ärzte nun Fibromyalgie-Patienten mit einer hyperbaren Sauerstofftherapie. Sie verringerte nicht nur die klinischen Symptome…

48 Patientinnen mit Fibromyalgie-Syndrom (FMS) im Alter zwischen 21 und 67 Jahren nahmen an der Crossover-Studie teil. Nach Randomisierung erhielt eine Gruppe an fünf Tagen pro Woche 40 Sitzungen á 90 min mit 100% O2 (Druck: 2 ata). Die andere Gruppe durchlief eine zweimonatige Kontrollphase ohne Behandlung und erhielt dann ebenfalls O2.
Studienendpunkte waren die Zahl der Tender points, dolorimetrische Schmerzschwelle, funktionelle Beeinträchtigungen nach dem Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQ), Symptomschwere (nach SCL-90) und die Lebensqualität (nach SF-36). Veränderungen der Hirnaktivität wurden mit Tc99-SPECT-Aufnahmen geprüft.
Die Sauerstoff-Therapie führte zu einer signifikanten Verbesserung aller(!) FMS-Symptome (meist p < 0,001) – und zwar meist mit einem (nach Cohen’s d) mittleren bis großen Effekt. Zusätzlich wurden die Schmerzmittel-Einnahme reduziert und die Lebensqualität signifikant erhöht (p < 0,001).
Die SPECT-Aufnahmen ergaben bei den Respondern zudem eine Verringerung der erhöhten Hirnaktivität, insbesondere in posterioren Regionen, sowie eine Zunahme der reduzierten Aktivität, vor allem in frontalen Regionen.
Nach dem Crossover zeigten sich dagegen ohne O2-Therapie keinerlei Verbesserungen, weder klinisch noch in der Bildgebung. JL
Kommentar

Das – ätiologisch ungeklärte – FMS betrifft 2%-4% der Bevölkerung, 9 von 10 Betroffenen sind Frauen. Neben Schlüsselsymptomen wie chronischem Schmerz, taktiler Allodynie etc., die mit Fatigue, Schlafstörungen und kognitiven Defiziten einhergehen, weisen FMS-Patienten eine veränderte Hirnaktivität auf. Dies betrifft ein erhöhte Aktivierung im somatosensorischen Kortex und eine verringerte Aktivität in frontalen, zingulären, medialen temporalen und zerebellären Kortizes. Dass die hyperbare Therapie, die u. a. bereits bei Schlaganfall und Hirnverletzungen erfolgreich eingesetzt wurde, nicht nur eindrucksvoll die klinischen FMS-Symptome linderte, sondern auch die Hirnaktivität positiv beeinflusste, spricht dafür, dass sich ein neuer Therapieansatz abzeichnet.

Quelle:

Efrati S et al.: Hyperbaric oxygen therapy can diminish fibromyalgia syndrome – prospective clinical trial. PLoS One 2015; 10(5): e0127012 [Epub ahead of print 26. Mai; doi: 10.1371/journal.pone. 0127012]

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