Elfjahresdaten der BENEFIT-Studie belegen:

Neuro-Depesche 7-8/2020

Niedrige Vit.-D-Spiegel schaden der Kognition

Bei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (KIS), die an der Studie BENEFIT zur Behandlung mit Interferon-beta 1b (s.c.) teilgenommen hatten, fand nach elf Jahren eine Follow-up-Untersuchung statt. Im Fokus einer aktuellen Auswertung stand die Frage, ob Vitamin D, Rauchen und Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV) den langfristigen kognitiven Status und die neuroaxonale Schädigung vorhersagen können.
Zu Studienbeginn und in den Monaten 6, 12 und 24 waren bei 278 KIS-Patienten die Serumkonzentrationen an 25-Hydroxyvitamin- D (25-OH-D) und an Cotinin als Marker für den Nikotinkonsum sowie von Immunglobulin G (IgG) gegen das EBVKernantigen 1 (EBNA-1) bestimmt worden. Jetzt wurde untersucht, ob diese Biomarker zur Vorhersage der kognitiven Leistung im Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT-3) und der Serumkonzentrationen an Neurofilament Light Chain (NfL) als Marker der neuroaxonalen Integrität elf Jahre später beitrugen.
Ein um 50 nmol/l höherer Mittelwert von 25-OH-D in den ersten zwei Jahren war mit einer um 65 % geringeren Wahrscheinlichkeit einer schlechteren PASAT-Leistung in Jahr 11 verbunden (adjustierte Odds Ratio: 0,35; 95%-KI: 0,14 bis 0,89).
Die standardisierten PASAT-Werte fielen bei den Rauchern (> 25 ng/ml Cotinin) und bei den starken Rauchern (> 193 ng/ml Cotinin) tendenziell unvorteilhafter aus als bei den Nichtrauchern (< 10 ng/ml Cotinin) (p = 0,026).
Der Abgleich mit den NfL-Konzentrationen in Jahr 11 bestätigten die beiden Zusammenhänge: Ein um 50 nmol/l höherer Mittelwert an 25-OH-D in den ersten zwei Jahren war mit um 20 % niedrigeren NfL-Konzentrationen assoziiert (adj. OR: 0,80; 95 %-KI: −36 % bis 0 %). Raucher wiesen elf Jahre später ebenfalls um 20 % höhere NfL-Werte auf als Nichtraucher (adj. OR: 0,80; 95 %-KI: 2% bis −40 %).
Die anfänglichen Anti-EBNA-1-IgG-Werte sagten dagegen weder die kognitive Leistung voraus (p = 0,88), noch waren sie mit den NfL-Werten assoziiert. HL
Klinische Implikation
Niedrigere Vitamin-D-Spiegel und Rauchen sagen bei KIS/MS-Patienten eine langfristig schlechtere kognitive Funktion und Axonschäden voraus. Dies spricht erneut für die Vitamin-Substitution und die strikte Nikotinkarenz.
Quelle: Cortese M et al.: Vitamin D, smoking, EBV, and long-term cognitive performance in MS: 11-year follow-up of BENEFIT. Neurology 2020 [Epub 16. April; doi: 10.1212/WNL.0000000000009371]

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