Aus der Beobachtungsstudie wurden 972 stationär behandelte Patienten (60,3% Frauen, durchschnittliches Alter 64,3 Jahre) mit diversen körperlichen Krankheiten und zusätzlichen psychischen Symptomen ausgewertet. Diagnostiziert worden waren am häufigsten somatoforme Erkrankungen (28,0%), organisch bedingte psychische Störungen (21,9%) und Angsterkrankungen (22.1%).
20,2% der 972 Patienten war eine psychia-trische Medikation on-label- und 16,6% off-label verschrieben worden. Unter allen Patienten mit einer derartigen Verschreibung erfolgte diese in fast der Hälfte (45,1%) off-label. Am häufigsten betraf dies Antipsychotika mit 38,3% (18,2% atypische, 17,2% niedrigpotente und 2,9% Typika), gefolgt von Benzodiazepinen (25,8%) und SSRI (12%).
Wie die Autoren warnend hervorheben, ergab die Überprüfung durch erfahrene Psychiater, dass mehr als die Hälfte der Off-label-Verordnungen (57,1%) für die Symptomatiken nicht und weitere 37,5% nur teilweise indiziert waren.
Drei Viertel der verordnenden Ärzte (74,5%), die für immerhin 14,5% der Off-label-Verschreibung verantwortlich zeichneten, waren Internisten. Prozentual betrachtet waren dies allerdings weniger als die Ärzte in der Notaufnahme (62,5%), auf der Notfallchirurgie (27,8%), Neurologie (26,3%) und Intensivstation (20,0%).
Diese Zahlen erscheinen umso brisanter, als die Regressionsanalyse einen signifikanten Einfluss auf die Off-label-Verordnung für ein höheres Alter (p = 0,018) zeigte. Beide am häufigsten off-label eingesetzte Psychopharmaka -Klassen bergen bekanntlich gerade für Ältere beträchtliche Risiken. HL