Untersucht wurde die NPS-Prävalenz bei je 70 Patienten mit einer möglichen Alzheimer- bedingten (MNCD-AD nach DSM-5) oder einer auf eine subkortikal vaskuläre Pathologie zurückgehenden MNCD (ScV-MNCD). Ihr Clinical Dementia Rating (CDR)-Score betrug 0,5, MMST-Wert 24–27. Das Neuropsychiatrische Inventar (NPI) ergab ≥ 1 NPS bei 97,1% der MNCD-AD- und bei 100% der ScV-MNCD-Patienten. Der NPI-Summencore (0–144) war in beiden Gruppen ähnlich (17 vs. 19). Bei den MNCD-AD-Patienten dominierten mit deutlich höherer Prävalenz Angst (81,43% vs. 30,00% bei ScV-MNCD), Reizbarkeit (67,14% vs. 31,43%) und Schlafstörungen (67,14% vs. 31,43%). Bei den ScV-MNCD-Patienten waren Depression (81,43% vs. 28,57% bei MNCD-AD) und Apathie (47,14% vs. 0%) die am stärksten unterscheidenden NPS. Der Unterschied in der Enthemmung war ebenfalls signifikant (12,87% vs. 0%), doch trug er nicht zur Diskriminierung bei. Die kognitiven Tests ergaben eine amnestische Dominanz bei MNCD-AD und vorherrschende exekutive Dysfunktionen bei ScVMNCD. In beiden Gruppen bestanden zwischen kognitiven Defiziten und allen unterscheidenden NPS signifikante Relationen. JL
Prävalenz und Diskriminierung
Neuropsychiatrische Symptome bei MNCD
Die im DSM-5 definierte „Leichte neurokognitive Störung“ (Mild neurocognitive disorder, MNCD) ist ein diagnostisches Konstrukt, das weitgehend mit dem einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (Mild cognitive impairment, MCI) übereinstimmt. Wie häufig sind neuropsychiatrische Symptome (NPS) bei MNCD-Patienten?
Kommentar
Die Häufung von Angst und Reizbarkeit bei den MNCD-AD-Patienten legt ein „Amnesie- Ängstlichkeit-Reizbarkeits-Syndrom“ als hauptsächlichen klinischen Phänotyp nahe, während bei den ScV-MNCD-Patienten mit der gehäuften Prävalenz depressiver Symptome phänotypisch ein „dysexekutives-depressives Syndrom“ zu imponieren scheint.
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.
Levada OA et al.: Neuropsychiatric symptoms in patients with the main etiological types of mild neurocognitive disorders: a hospital-based case-control study. Front Psychiatry 2017; 8: 75 [Epub 4. Mai; doi: 10.3389/fpsyt.2017.00075]