Neuro-Depesche Spezial

Neuro-Depesche 10/2022

Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD)

Angesichts der erweiterten Therapieoptionen für die NMOSD häufen sich die wissenschaftlichen Publikationen. In unserer ND-Special-Reihe stellen wir einige ausgewählte Arbeiten vor, u. a. zur (Differenzial-)Diagnostik, zur symptomatischen und schubprophylaktischen Behandlung sowie zur Komorbidität dieser oft schwer verlaufenden Erkrankung.
Die NMOSD ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Schübe, die zu schweren bleibenden neurologischen Defiziten führen. Mit drei Antikörpern, dem gegen das Komplementprotein C5 gerichteten Eculizumab, dem den Interleukin-6-Rezeptor-blockierenden Satralizumab und dem gegen CD19-B-Zellen gerichteten Inebilizumab bestehen inzwischen drei zugelassene Optionen zur Schubprophylaxe. Dennoch stellt die NMOSD-Therapie nach wie vor eine Herausforderung dar.
 
Symptomatische Therapieoptionen
Bei allen Fortschritten der schubprophylaktischen Behandlung bedarf es weiterhin auch symptomatischer Therapien der NMOSD. In einem Review werden dazu etablierte und neue Behandlungsoptionen erläutert.
Die Übersicht umfasst pharmakologische und nicht-pharmakologische Ansätze bei motorischen und visuellen Beeinträchtigungen, Schlafstörungen und neuropsychologischen Symptomen und mehr. Hier ein Auszug zu den medikamentösen Optionen.
 
Neuropathischer Schmerz und tonische Krämpfe
Zur Behandlung von neuropathischem Schmerz und tonischen Krämpfen werden die Antikonvulsiva Gabapentin (300 - 3600 mg), Pregabalin (50 - 300 mg), Carbamazepin (100 - 1.200 mg), Oxcarbazepin (150 - 1.200 mg) und Levetiracetam (250 - 1.000 mg) eingesetzt. Bei Spastizität und tonischen Krämpfen indiziert sind u. a. die Muskelrelaxanzien Baclofen (oral 5 - 80 mg oder intrathekal 100 - 2.000 μg) und Tizanidin (2 - 36 mg) sowie bei Spastizität Dantrolen (25 - 400 mg). In der Therapie einer ganzen Symptompalette, neben neuropathischem Schmerz und tonischen Krämpfen auch fokale Spastizität und Dystonien sowie überaktive Blase, sind Botulinumtoxin-Injektionen (50 - 300 IE) wirksam.
 
Angst, Depression und mehr
Zur Therapie von Depression und Angst (und auch neuropathischem Schmerz) von NMOSD-Patienten lassen sich die Antidepressiva Duloxetin (30 - 120 mg), Venlafaxin (37,5 - 225 mg) und Amitriptylin (12,5 - 150 mg) einsetzen. Eine Fatigue und Narkolepsie können mit dem Stimulans Modafinil (100 - 200 mg) behandelt werden, gegen eine Fatigue wirkt auch Amantadin (100 - 300 mg). Medikamente gegen eine überaktive Blase umfassen Oxybutynin (5 - 30 mg) und Darifenacin (7,5 - 15 mg), Solifenacin (5 - 10 mg) und Mirabegron (25 - 50 mg). Bei Gehproblemen kann Dalfampridin (20 mg) verordnet werden.
Darüber hinaus werden in dem Review Ansätze zur funktionellen Wiederherstellung und Remyelinisierung sowie die mesenchymale Stammzelltransplantation beschrieben und potenzielle Forschungsansätze erläutert. Mehr dazu in der Originalarbeit. HL
Quelle: Abboud H et al. für die Guthy-Jackson Foundation und das NMO International Clinical Consortium: Symptomatic and restorative therapies in neuromyelitis optica spectrum disorders. J Neurol 2022; 269(4):1786-1801
ICD-Codes: G36.0

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