Gleich zwei Hoffnungsträger zur medikamentösen Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) stellte Dr. Dora Triché, Nürnberg, vor. In einer Pilotstudie wurden 20 Patient:innen für eine Nacht mit dem noradrenerg wirkenden Atomoxetin und dem Antecholinergikum Oxybutynin behandelt. Die Anzahl der nächtlichen Atempausen konnte damit um 63 % reduziert werden. Das war auf die Stimulation der Rachenmuskulatur durch die Medikamentenkombination zurückzuführen.
Von der CPAP-Maske für alle zur individuellen Therapie
Ein weiterer vielversprechender medikamentöser Therapieansatz ist der Carboanhydrasehemmer Sulthiame, der in die Atmungssteuerung eingreift. Eine schwedische Studie schloss 68 Patient:innen mit schwerer OSA ein, die die CPAP-Therapie nicht tolerierten. Nach vier Wochen reduzierten sich die nächtlichen Atemaussetzer unter dem Medikament um 41 %.
„Wir sind in einer Phase, in der wir nicht mehr wie früher nach dem Motto ‚one treatment fits all‘ allen Patient:innen eine Therapie, die CPAP-Maske, anbieten. Wir sind auf einem guten Weg zu einer individualisierten Therapie“, ergänzte Prof. Boris Stuck, Marburg. Die OSA zählt zu den gefährlichsten Schlaferkrankungen: Nicht nur das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist bei Patient:innen mit OSA erhöht, sondern auch die Einschlafneigung am Tag und infolgedessen das Unfallrisiko.
Müdigkeit ist schwer messbar
„Die Verkehrsmedizin hat die Tagesschläfrigkeit verschlafen“, prangerte Dr. Hans-Günter Weeß, Klingenmünster, an. Während viel unternommen wird, um alkoholbedingte Unfälle zu vermeiden, werden schläfrigkeitsbedingte Unfälle mehr oder weniger hingenommen. Dieser Missstand schlägt sich auch in den Statistiken nieder: Jeder elfte Unfalltote wird in Deutschland auf Alkohol zurückgeführt, jeder vierte Unfalltote geht auf das Konto von Sekundenschlaf. Im Transportgewerbe sind Schätzungen zufolge etwa 20 bis 40 % aller Unfälle auf Müdigkeit zurückzuführen.
Eine Herausforderung ist die Entwicklung adäquater Messverfahren zur Bestimmung von Müdigkeit oder Konzentrationsfähigkeit. Die gängige Vorgehensweise beginnt mit einem schriftlichen oder digitalen Fragebogen, ggf. gefolgt von Fahrsimulator oder Testfahrten, zu denen die Patient:innen aber selten übermüdet erscheinen. „Die einzige verlässliche Messung von Müdigkeit ist derzeit immer noch ein EEG und dieses ist bisher nicht über moderne Medien wie Smartwatches oder ähnliches ableitbar“, erklärte Dr. Sylvia Kotterba, Leer. Umso wichtiger sei es, ein adäquates Bewusstsein bei den Patient:innen für das Thema Müdigkeit am Steuer zu schaffen, so Weeß.
Guter Schlaf nach der Impfung sorgt für mehr Antikörper
Forschungsbedarf gibt es nicht nur bezüglich diagnostischer Messverfahren. Dass ein Zusammenhang zwischen Ein- und Durchschlafstörungen und COVID-19 besteht, steht außer Frage – die Mechanismen dahinter sind allerdings unklar. „Nach unserem heutigen Kenntnisstand handelt es sich bei Long-COVID um einen autoimmunologischen Prozess, und wie wir alle wissen, hängen Schlaf und Immunsystem sehr eng zusammen“, so Dr. Anna Heidbreder, Innsbruck. Verschiedene Impfstudien belegten eine positive Korrelation zwischen einem guten Schlaf in der Nacht nach der Impfung und dem Anstieg der Antikörper. Eine Studie zeigte, dass COVID-19-Patient:innen mit bereits diagnostizierter insomnischer Erkrankung ein um 50 % erhöhtes Risiko einer Long-COVID-Symptomatik hatten. Bei einigen Patient:innen, die früher schon einmal unter Schlafstörungen gelitten hatten, hat eine COVID-19-Infektion zu einem Rezidiv geführt.
Die gängigen Therapiemöglichkeiten von Schlafstörungen haben sich auch bei der Behandlung einer im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung auftretenden Insomnie als effektiv erwiesen.
Somnologie und Osmologie unterstützen die Psychotherapie
Eine Studiengruppe untersuchte, ob sich der Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung im Schlaf unterstützen lässt. „Wir haben Menschen mit belastenden Erinnerungen während der Therapie einen Duft riechen lassen, der ihnen angenehm und mit keinen Erinnerungen verbunden war. Der Duft wurde am selben Tag während des Schlafes noch einmal freigesetzt“, erläuterte Mojgan Ehsanifard, Lübeck, das Vorgehen. Bei allen Teilnehmer:innen wirkte sich der Duft positiv auf den Therapieerfolg aus. LW