Morbus Parkinson

Neuro-Depesche

Neues zu Mikrobiom und Metabolom bei Parkinson

Die vom enterischen Nervensystem (ENS) ausgehenden neuropathologische Veränderungen (Braak’sches Schema) und das Auftreten gastrointestinaler Beschwerden vor den motorischen Symptomen sind nur einige Hinweise für eine Beteiligung des Darmes bei der Parkinson-Erkrankung. Auch tierexperimentelle Studien sprechen für eine Rolle der mikrobiellen Darmbesiedelung bei der Erkrankung – und damit für die potenzielle Beeinflussbarkeit durch Ernährungsinterventionen, bspw. durch die Zufuhr kurzkettiger Fettsäuren (Short Chain Fatty Acids, SCFA). Zur „Darm-Hirn-Achse“ bei Parkinson wurden 2021 mehrere Studien publiziert.

Metaanalyse zu Mikrobiom-Veränderungen

In etlichen  Untersuchungen wurden signifikante Veränderungen der Darmmikrobiota bei Parkinson-Patienten gefunden. Diese Assoziationen wurden jetzt in einer Metaanalyse von 14 Fall-Kontroll-Studien untersucht, an denen 959 Patienten und 744 gesunde Kontrollen teilgenommen hatten. Die Mikrobiom-Zusammensetzung in den Stuhlproben wurde zumeist mittels Next-generation sequencing (NGS) analysiert.

Bei Parkinson-Patienten signifikant seltener als bei den gesunden Kontrollen waren folgende potenziell „nützliche" Bakterien: Prevotellaceae durchschnittliche Differenz [MD]: -0,37, 95%-KI: -0,62 bis -0,11; p = 0,005), Faecalibacterium (MD: -0,41, 95%-KI: -0,57 bis -0,24; p < 0,00001) und Lachnospiraceae (MD: -0,34, 95%-KI: -0,59 bis -0,09; p = 0,009). Eine relative Häufung dagegen zeigten Bifidobacteriaceae (MD: 0,38, 95%-KI: 0,12 bis 0,63; p < 0,004), Ruminococcaceae (MD: 0,58, 95%-KI: 0,07 bis 1,10; p < 0,03), Verrucomicrobiaceae (MD: 0,45, 95%-KI: 0,21 bis 0,69; p = 0,0003) und Christensenellaceae (MD: 0,20, 95%-KI: 0,07 bis 0,34; p = 0,003) – mithin keines wegs schädliche Bakterien, die aber mit fortgeschrittenen Krankheitsstadien assoziiert (und möglicherweise kompensatorisch vermehrt) sind. Die Unterschiede zwischen Parkinson-Patienten und Gesunden bei Lactobacillaceae, Enterobacteriaceae und Bacteroidaceae waren statistisch nicht signifikant (je p > 0,05).

Grafik zeigt das Vorlommen der potenziel nützlichen Bakterien bei Morbus Parkinson
Abb.: Potenziell „nützliche“ Bakterien (oben in blau) waren bei den Parkinson-Patienten im Vergleich zu Gesunden verringert, während vier übrige Arten (unten in braun) vermehrt festgestellt wurden.

Prevotellaceae helfen beim Abbau von Kohlenhydrate aus Ballaststoffen und produzieren SCFA, die die Aktivität des ENS modulieren und die Darm- Homöostase aufrecht zu erhalten (Unger et al., 2016; Bedarf et al., 2017; Nair et al., 2018). Eine Verminderung von Prevotellaceae scheint mit reduzierten Spiegeln des Darmhormons Ghrelin verbunden zu sein (Queipo-Ortuno et al., 2013; Scheperjans et al., 2015), das an der Regulierung der Funktion dopaminerger Neurone der Substantia nigra pars compacta beteiligt ist und der Neurodegeneration bei PD entgegenwirken könnte (Bayliss et al., 2011; Scheperjans et al., 2015). Die Häufigkeit von Prevotellaceae war teilweise assoziiert mit den motorischen Symptomen nach UPDRS Teil III (Scheperjans et al., 2015) und nahm in Studiem mit Fortschreiten der PD zu (Minato et al., 2017). Daher könnte die Reduzierung von Prevotellaceae als ein Biomarker für die Parkinson-Krankheit angesehen werden.

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