Neue Mortalitätsdaten aus der russischen Republik Udmurt sprechen für einen kausalen Zusammenhang beider Phänomene. Insbesondere freitags und samstags steigt der Alkoholkonsum sprunghaft an: Für ein Drittel der männlichen Population zählt die regelmäßige Teilnahme an handfesten Wochenend-Trinkgelagen zur Selbstverständlichkeit. Konsumiert wird fast nur hochprozentiger Schnaps wie der traditionelle Wodka. Ebenfalls an Wochenenden nehmen auch die Todesfälle signifikant zu. Häufigste Ursache: letale Alkoholintoxikation oder Totschlag Die gesellschaftlichen Umwälzungen nach dem Zusammenbruch der UdSSR stellen auch heute noch einen massiven Stressfaktor dar, dem Männer häufig durch exzessiven Alkoholgenuss begegnen. Gesellschaftliche Spezifika des Landes wie die hohe Akzeptanz von Trunkenheit und die fehlende Bar- und Kneipenkultur fördern das "Binge-drinking" im privaten wie öffentlichen Bereich. Hier ist die Selbst- und Fremdkontrolle stark eingeschränkt, was fatale Ausweitungen zunächst harmloser Zwiste begünstigt. (cer)
Neuro-Depesche 1/2005
Neues Russland: "Binge-drinking" und Totschlagdelikte
Russland führt den Alkoholkonsum mit 15 Liter Alkohol pro Kopf und Jahr weltweit an, im Jahre 2000 kosteten Intoxikationen 40 000 Russen das Leben. Auch die Rate an Totschlagdelikten ist eine der weltweit höchsten.
Quelle: Pridemore, WA: Weekend effects on binge driking and homicide: the social connection between alcohol and violence in Russia., Zeitschrift: ADDICTION, Ausgabe 99 (2004), Seiten: 1034-1041