27. Arbeitstagung der ANIM 2010 am 20.-23. Januar in Bad-Homburg

Neuro-Depesche 4/2010

Neues aus der neurologischen Intensivmedizin

Ende Januar trafen sich mehr als 1100 Besucher bei der 27. Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (ANIM). Diskutiert wurden neue Behandlungsstrategien bei Schlaganfall, die Therapie intrazerebraler Blutungen und viele weitere neurologische Intensivthemen.

IVB: Lyse plus Lumbaldrainage

Als vielversprechenden Therapieansatz bei intraventrikulären Blutungen (IVB) bezeichnete Prof. Stefan Schwab, Erlangen, die intraventrikuläre Fibrinolyse in Kombination mit einer Lumbaldrainage. Letztere sei weniger invasiv, mit weniger Sekundärkomplikationen (Stichkanal- und Parenchymblutungen, Infektionen, die Entwicklung einer Epilepsie) verbunden als die externe Ventrikeldrainage (EVD). Auch die Notwendigkeit für einen VP-Shunt kann reduziert werden.

Die intraventrikuläre Fibrinolyse erhält kleineren Studien zufolge die Funktionalität der EVD, beschleunigt die Blutungsresorption, löst das intraventrikuläre Hämatom auf, normalisiert die Liquorzirkulation und reduziert den Hirndruck, sagte Schwab. Permanente VP-Shunts können vermieden, die intensivmedizinische Behandlung verkürzt werden. Die prospektive randomisierte CLEAR-IVH-Studie soll klären, ob die intraventrikuläre Lyse zu einer wesentlichen Verbesserung des funktionellen Outcome führt. Unabhängige Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität und Morbidität bei IVB-Patienten sind neben dem Ventrikeleinbruch per se das intraventrikuläre Blutvolumen und die Dauer der Präsenz von Blut im Ventrikelsystem sowie die Entwicklung eines okklusiven Hydrozephalus.

OP bei intrazerebraler Blutung?

Die Indikationen für ein neurochirurgisches Vorgehen bei intrazerebralen Blutungen (ICB) sind umstritten. Nach Ansicht von Prof. Kirsten Schmieder, Mannheim, kommt es bei raumfordernden Lobärblutungen oder Kleinhirnblutungen (> 3 cm), bei oberflächlichen Blutungen sowie bei sekundären Eintrübungen des Patienten in Betracht. Dagegen spricht nach Prof. Stefan Schwarz, Mannheim, dass kleine Blutungen auch ohne Operation eine gute Prognose haben und das Outcome bei großen Blutungen ohnehin schlecht ist. Hier sichere die Operation vielleicht das Überleben, beseitige aber, so Schwarz, nicht die neurologischen Defizite. Bei spontaner Kleinhirnblutung sei die Hämatomausräumung zwar üblich, randomisierte Outcome-Studien dazu existierten dazu jedoch nicht. In der großen STICH-Studie (Mendelow D et al., Lancet 2005) konnten bei ICB keine Vorteile gegenüber dem konservativen Vorgehen nachgewiesen werden – und auch die DGN-Leilinien, erinnerte Schwarz, empfehlen Kraniotomie und Hämatomausräumung bei supratentorialen spontanen Blutungen nicht.

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