Fokale Epilepsien

Neuro-Depesche 4/2016

Neues aus der Forschung zu Eslicarbazepinacetat

Die beiden wichtigsten klinischen Fragen in der Epileptologie sind derzeit, wie eine Pharmakoresistenz überwunden werden kann und ob es Möglichkeiten gibt, die Epileptogenese zu beeinflussen. Für beide Aspekte gibt es positive Daten für den Natriumkanal-Blocker Eslicarbazepinacetat, so Experten auf einem von Eisai unterstützten Satellitensymposium beim 88. DGN-Kongress 2015 in Düsseldorf.

Bei der Epilepsie kommt es zu einer schnellen Inaktivierung und anschließenden Erholung der Natriumkanäle. Darüber hinaus gibt es eine langsame Inaktivierung, die die längerfristige Verfügbarkeit von Na+-Kanälen reguliert. Diese langsame Inaktivierung tritt auf, wenn ein Neuron lange feuert, erklärte Dr. med. Stefan Ries, Erbach.
Eslicarbazepinacetat (ESL) weist eine geringere Affinität zum schnellen inaktivierten Zustand auf als Carbamazepin (das diesen verstärkt und u. U. für einen Teil der Nebenwirkungen verantwortlich sein könnte). Dagegen besitzt ESL eine höhere Affinität zum langsamen inaktivierten Zustand als CBZ. Es blockiert also vor allem das lange hochfrequente Feuern. ESL weist außerdem eine geringere Affinität zu präsynaptischen L-Typ-Kalziumkanälen auf. „Beide Substanzen wirken am gleichen Target, aber in sehr unterschiedlicher Weise“, so Ries in Düsseldorf.
Die Entwicklung einer Resistenz gegenüber CBZ kann zum Teil darauf zurückgeführt werden, dass der verzögernde Effekt auf die Erholung von der schnellen Inaktivierung von Na+- Kanälen verloren geht. Dieser Verlust lässt sich jedoch verhindern durch Zugabe von ESL, wie experimentelle in-vitro-Befunde zeigen. ESL könnte also in der Lage sein, die CBZ-induzierte Resistenz bei fokalen Epilepsien zu durchbrechen. Dies könnte erklären, warum ESL als Addon- Medikament auch bei einer CBZ-Basistherapie effektiv ist.
Eine zentrale Rolle in der Epileptogenese spielen hochregulierte T-Typ-Kalziumkanäle (Cav3.2). Bei „Knockout“-Tieren (die diesen Kanal nicht exprimieren) wurde im Pilocarpin- Modell gezeigt, dass weniger Anfälle und ein geringerer Nervenzellverlust auftreten. ESL blokkiert genau diese T-Typ-Kalziumkanäle und könnte somit einen antiepileptogenen Effekt besitzen. Dies bestätigte sich tatsächlich in einem Pilocarpin-post-status-epilepticus-Modell, in dem ESL sowohl Anfälle als auch Neurodegeneration verhinderte. Ob ein früher Einsatz der Substanz die Entwicklung einer Epilepsie verhindert, bemerkte Ries abschließend, muss noch klinisch geprüft werden. AB
Quelle:

Satellitensymposium: „Antiepileptika – Aktuelles aus Forschung und Praxis“, 88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Düsseldorf, 24.9.2015. Veranstalter: Eisai Eslicarbazepinacetat: Zebinix®

ICD-Codes: G40.

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