tDCS des dorsolateralen Präfrontalkortex

Neuro-Depesche 7-8/2017

Neuer Ansatz gegen die Fatigue?

Es ist leider offensichtlich, dass die Fatigue von MS-Patienten nicht nur eine überaus starke Belastung darstellt, sondern auch nur sehr unzureichend behandelt werden kann. Jetzt erprobten Neurologen in einer Doppelblindstudie die direkte transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) des linken dorsolateralen Präfrontalkortex (DLPFC).

In die kontrollierte Cross-over-Studie wurden sechs Männer und vier Frauen (EDSS-Score 2,3 ± 2,5) mit ausgeprägter Fatigue eingeschlossen. Nach Randomisierung unterzogen sich alle je drei Behandlungsblöcken mit je fünf Sitzungen über fünf Tage: Aktive (anodale) tDCS des linken DLPFC, aktive tDCS des rechten posterioren Parietalkortex (PPC) und eine Scheinstimulation über dem jeweiligen Kortexareal. Zwischen den Blöcken lag eine „Auswaschzeit“ von drei Wochen. Die Fatigue wurde untersucht mit der 9-Item Fatigue Severity Scale, der 21-Item Modified Fatigue Impact Scale und einer Visuell-Analog-Skala (0–100). Sekundäre Endpunkte waren Veränderungen von Stimmung (Hospital Anxiety and Depression Scale) und Aufmerksamkeit (Attention Network Test).
Wie erhofft, führte die aktive linksseitige DLPFC-dTCS zu einer signifikanten Verringerung der Fatigue. Der durchschnittliche Wert der FSS ging von 5,1 auf 3,3 (p < 0,01) zurück, der MFIS-Summenscore von 43,6 auf 22,4 (p < 0,05). Dabei besserten sich körperlicher und psychosozialer Subscore der MFIS signifikant, nicht aber die kognitive MFIS-Komponente. Die VAS zeigte dagegen keine signifikanten Veränderungen der Fatigue. Auch die HADS-Werte änderten sich nicht.
Die aktive rechtsseitige PPC-dTCS hatte auf die Fatigue keinen signifikanten Einfluss. Es kam aber zu einer signifikanten Besserung der HADS-Werte – wenngleich vorher keine klinisch relevante Symptomatik vorgelegen hatte.
Keine Intervention veränderte die Aufmerksamkeitsleistungen der Patienten. Die nicht-invasive Stimulation ging außer mit Schlafstörungen in drei und Kopfschmerz in zwei Fällen mit keinen Nebenwirkungen einher. HL
Kommentar

In der Studie wurde die Fatigue durch die tDCS des linken DLPFC signifikant verringert. Dass die nicht-invasive Methode die Aufmerksamkeit der Patienten entgegen den Erwartungen nicht veränderte, könnte der heterogenen Stichprobe, der kleinen Teilnehmerzahl und der kurzen Studiendauer geschuldet sein, so die Autoren. Eine Kombination der tDCS mit Bildgebungsbefunden in einer größeren Studie könnte nun ein wichtiger nächster Schritt sein.

Quelle:

Chalah MA et al.: Effects of left DLPFC versus right PPC tDCS on multiple sclerosis fatigue. J Neurol Sci 2017; 372: 131-7

ICD-Codes: G93.3

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