Atypika-behandelte Patienten mit Schizophrenie

Neuro-Depesche 1-2/2022

Negative Symptomen durch Berberin als Add-on gebessert

Zertifizierte Fortbildung
Die Hochregulierung immunologischer und entzündlicher Prozesse könnte bei Patienten mit Schizophrenie die Negativsymptomatik begünstigen. Ob das antiinflammatorisch wirkende Berberin die Behandlung negativer Symptome unterstützt, wurde jetzt in einer klinischen randomisierten und placebokontrollierte Doppelblindstudie getestet.
Berberin ist ein Isochinolinalkaloid, dass u. a. in der Berberitze (Berberis vulgaris) vorkommt und entzündungshemmende bzw. neuroprotektive Eigenschaften besitzen soll. In Tiermodellen wurden die Interleukin (IL)-1β- und IL-6-Spiegel im Hippokampus herunterreguliert.
Von 59 Patienten mit Schizophrenie, die unter einer Behandlung mit einem atypischen Antipsychotikum in fixer Dosierung standen, wurden 32 zu Berberin (900 mg/d) und 27 zu Placebo über acht Wochen randomisiert.
Die Behandlungseffekte wurden in den Wochen 4 und 8 anhand der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) bewertet. Außerdem wurden wiederholt die Serumkonzentrationen der Entzündungsmarker IL-1β, IL-6, TNF-α und C-reaktives Protein (CRP) bestimmt.
 
Symptomreduktion und Entzündungshemmung
Von Baseline bis Woche 8 verbesserte die zusätzliche Berberin-Gabe die Werte der Negativsymptome-Subskala der PANSS gegenüber Placebo signifikant (18,04 vs. 19,99; Δ: -1,95; p < 0,001). Auch der PANSS-Gesamtscore fiel vorteilhafter aus (76,28 vs. 75,34; Δ: -0,94 p = 0,002), nicht aber der Positivsymptome-Score (p = 0,874).
Unter den Entzündungsmarkern nahm nur die CRP-Konzentration in der Berberin-Gruppe ab, während sie unter Placebo anstieg. Dieser Unterschied war signifikant. (F = 5,373; p = 0,024).
Darüber hinaus korrelierte in der Verum-Gruppe die Veränderung der CRP-Konzentration innerhalb von acht Wochen signifikant mit der Veränderung der PANSS- Negativsymptomatik (r = 0,56; p = 0,002). In den wenigen unerwünschten Ereignissen ergaben sich zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede (je p > 0,05). JL
Fazit
In dieser Studie konnte die – gut ver- tragene – Add-on-Gabe von Berberin – möglicherweise über entzündungshemmende Effekte – die negativen Symptome der Schizophrenie signifikant verringern. Die klinische Relevanz der PANSS-Unterschiede scheint gering.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Li M et al.: Improvement of adjunctive berberine treatment on negative symptoms in patients with schizophrenia. . Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 2022 [Epub 17. Jan.; doi: 10.1007/s00406-021-01359-4]

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