Untersuchung des Sehnervs, fotografische Aufnahme aus dem Augeninneren.

Deutsche multizentrische Längsschnittstudie zur RRMS

Neuro-Depesche 4/2023

VEP als Biomarker für neuroaxonale Schäden?

Hat die in der Diagnostik und Verlaufsbeurteilung zunehmend etablierte Bestimmung der visuell evozierten Potenziale (VEP) einen prognostischen Wert für die Schädigung der Myelinscheiden der Axone im Verlauf? Dies wurde an deutschen Universitätskliniken mithilfe der optischen Kohärenztomographie (OCT) am Sehnerven untersucht.

In die Längsschnittstudie wurden 147 Patienten in Düsseldorf (n = 71), Münster (n = 8) und Berlin (n = 41 bzw. 27) mit schubförmig remittierender MS (RRMS) im Alter von 36 (± 10) Jahren (35 % Männer) eingeschlossen. Mittels OCT wurden insgesamt 293 Augen untersucht. Bei 41 lag eine anamnestische (≥ 6 Monate vor Baseline stattgehabte) Optikusneuritis (CHRONIC-ON) vor, bei 252 Augen nicht (CHRONIC-NON). Die quantitativ per VEP erfasste P100-Latenz wurde in Beziehung gesetzt zur Dicke der Ganglienzellschicht und inneren plexiformen Schicht der makulären Ganglienzellen (Ganglion cell and inner plexiform layer volume, GCIPL) sowie zur peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (pRNFL).

Nach 36 Monaten signifikant

Teilnehmer mit einer P100-Latenzverlängerung ≥ 1,5 ms im ersten Jahr hatten anschließend signifikant stärkere GCIPL-Verdünnungen als jene mit Änderungen < 1,5 ms. Auch in Monat 36 war der Unterschied signifikant (0,34, SD: 0,12, p = 0,001). Dies wurde durch die CHRONIC-NON-Gruppe getrieben (0,30, SD: 0,12, p = 0,019) und war ohne Signifikanz in der kleineren CHRONIC-ON-Subgruppe (1,08, SD: 1,09, p = 0,68).

Während die P100-Latenz und die pRNFL zu Studienbeginn signifikant miteinander korreliert waren (CHRONIC-NON: p = 0,004; CHRONIC-ON: p < 0,001), traf dies auf die Veränderungen der P100-Latenz im ersten Jahr und die pRNFL-Werte nach 36 Monaten nicht zu.

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Fazit
Eine Verlängerung der P100-Latenz als VEP-Befund hatte bei RRMS-Patienten einen prognostischen Wert für den späteren Verlust retinaler Ganglienzellen – jedenfalls in Augen ohne vorherige Optikusneuritis. Damit könnten sich die VEP als ein zuverlässiger objektiver, Biomarker für die Demyelinisierung eignen – nicht zuletzt auch in Studien als Verlaufsparameter.
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