In die Längsschnittstudie wurden 147 Patienten in Düsseldorf (n = 71), Münster (n = 8) und Berlin (n = 41 bzw. 27) mit schubförmig remittierender MS (RRMS) im Alter von 36 (± 10) Jahren (35 % Männer) eingeschlossen. Mittels OCT wurden insgesamt 293 Augen untersucht. Bei 41 lag eine anamnestische (≥ 6 Monate vor Baseline stattgehabte) Optikusneuritis (CHRONIC-ON) vor, bei 252 Augen nicht (CHRONIC-NON). Die quantitativ per VEP erfasste P100-Latenz wurde in Beziehung gesetzt zur Dicke der Ganglienzellschicht und inneren plexiformen Schicht der makulären Ganglienzellen (Ganglion cell and inner plexiform layer volume, GCIPL) sowie zur peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (pRNFL).
Nach 36 Monaten signifikant
Teilnehmer mit einer P100-Latenzverlängerung ≥ 1,5 ms im ersten Jahr hatten anschließend signifikant stärkere GCIPL-Verdünnungen als jene mit Änderungen < 1,5 ms. Auch in Monat 36 war der Unterschied signifikant (0,34, SD: 0,12, p = 0,001). Dies wurde durch die CHRONIC-NON-Gruppe getrieben (0,30, SD: 0,12, p = 0,019) und war ohne Signifikanz in der kleineren CHRONIC-ON-Subgruppe (1,08, SD: 1,09, p = 0,68).
Während die P100-Latenz und die pRNFL zu Studienbeginn signifikant miteinander korreliert waren (CHRONIC-NON: p = 0,004; CHRONIC-ON: p < 0,001), traf dies auf die Veränderungen der P100-Latenz im ersten Jahr und die pRNFL-Werte nach 36 Monaten nicht zu.
Für die breite Einsetzbarkeit und Vergleichbarkeit der VEP-Ergebnisse spricht, dass sich die P100-Latenz-Veränderungen weder zwischen den verschiedenen VEP-Protokollen noch den teilnehmenden Zentren unterschieden. HL