Ernährung, Bewegung und kognitives Training

Neuro-Depesche 5/2015

Multimodale Intervention verbessert die Kognition

Zertifizierte Fortbildung

In der randomisierten, kontrollierten Zweijahresstudie FINGER untersuchte ein internationales Forscherteam, inwieweit eine Intervention, die u.a. Ernährungs-, Bewegungsund Kognitionstrainingsmaßnahmen umfasste, die Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten von demenzgefährdeten älteren Menschen verringern kann. Mit Erfolg!

Für die „Finnish Geriatric Intervention Study to Prevent Cognitive Impairment and Disability“ wurden 1260 Personen mit einem Durchschnittsalter von 69,3 Jahren rekrutiert, die gegenüber Gleichaltrigen eine normale oder eine bestenfalls leicht beeinträchtigte Kognition aufwiesen (durchschnittlicher MMST-Wert 26,8). Alle erfüllten das Einschlusskriterium von ≥ 6 von maximal 15 Punkten auf der Demenzrisiko- Skala Cardiovascular Risk Factors, Aging and Dementia (CAIDE).
Eine Hälfte wurde zu der Intervention randomisiert, die Einzel- und Gruppensitzungen für eine ausgewogenere Ernährung (ggf. Gewichtsabnahme), ein aerobes plus Krafttraining und ein computerbasiertes Kognitionstraining beinhaltete. Außerdem erfolgte ein Monitoring von Risikofaktoren wie BMI, Blutdruck etc. Die andere Hälfte bildete die Kontrollgruppe (mit allgemeiner Gesundheitsberatung).
Auswertbar waren 591 bzw. 599 Teilnehmer. Die modifizierte Intention-to-treat-Analyse ergab im primären Studienendpunkt, der Veränderung der kognitiven Leistungsfähigkeit ermittelt anhand einer neuropsychologischen Testbatterie (NTB) mit 14 Tests, nach zwei Jahren einen im Durchschnitt höheren, also besseren Z-Score (0,20 vs. 0,16 in der Kontrollgruppe). Der Unterschied im NTB-Gesamtscore zwischen den beiden Gruppen betrug pro Jahr signifikante 0,022 (p = 0,030). Die Interventionsgruppe profitierte über zwei Jahre also mit einer um 25% stärkeren Verbesserung der Kognition. Während die Gedächtnisleistung nicht signifikant zunahm (p = 0,12), verbesserten sich insbesondere die exekutiven Funktionen (um 83%; p = 0,039) und die Informationsverarbeitungs-Geschwindigkeit (um 150%; p = 0,029) gegenüber den Kontrollen signifikant stärker.
153 Teilnehmer (12%) schieden insgesamt aus, unerwünschte Ereignisse traten bei 46 Teilnehmern der Interventions- und bei sechs Personen der Kontrollgruppe auf (7% bzw. 1%), am häufigsten waren muskuloskelettale Schmerzen (5% vs. 0%). JL
Kommentar

Etwa ein Drittel aller Alzheimer-Fälle sind sieben modifizierbaren Risikofaktoren attributierbar: Bildungsgrad, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, körperliche Inaktivität, Rauchen und Depression. In dieser großen, nicht klinisch-, sondern bevölkerungsbasierten „Proof-of-concept“-Studie gelang nun der Nachweis, dass eine vier Domänen umfassende Intervention die alltagsrelevante kognitive Verschlechterung bei demenzgefährdeten Älteren verringern kann. Damit ist die Hoffnung verbunden, insbesondere in frühen, d. h. präsymptomatischen Demenzstadien präventiv eingreifen zu können.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Ngandu T et al.: A 2 year multidomain intervention of diet, exercise, cognitive training, and vascular risk monitoring versus control to prevent cognitive decline in at-risk elderly people (FINGER): a randomised controlled trial. Lancet 2015; pii: S0140- 6736(15)60461-5. [Epub ahead of print 11. März 2015; doi: 10.1016/S0140-6736(15)60461-5]

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