Task Force der EFNS

Neuro-Depesche 3/2002

MS-Minimalstandards gefordert

Angesichts unterschiedlich verfügbarer medizinischer Ressourcen in Europa formulierte eine Task Force von MS-Experten der European Federation of Neurological Societies (EFNS) für Diagnostik und Behandlung der MS Richtlinien im Sinne von "Minimalstandards". Hier kurzgefasst die wichtigsten Empfehlungen:

Wegen der verschiedenen Initialsymptomatik scheint es für die möglichst frühe Diagnose einer MS dringend geboten, Schulungsprogramme für in der Primärversorgung tätige Ärzte durchzuführen. Jeder Patient mit Verdacht auf MS sollte zu einem Neurologen überwiesen werden. Der Zeitraum zwischen Verdachtsdiagnose und Abschluss der neurologischen Diagnostik sollte vier Wochen nicht überschreiten. Wo möglich, sollte ein Patienten mit MS-Verdacht kernspintomographisch untersucht werden. Die Befundung sollte durch einem MS-erfahrenen Neuroradiologen / Neurologen erfolgen. Nach Mitteilung der MS-Diagnose soll der Patient auch zu späteren Zeitpunkten die Möglichkeit erhalten, sich persönlich, qualifiziert und umfassend über seine Erkrankung zu informieren. MS-Patienten sollte die Möglichkeit geboten werden, sich in der Frühphase der Erkrankung außer an Selbsthilfegruppen, MS-Gesellschaften, spezialisierte Pflegekräfte etc. jederzeit auch an qualifizierte Ärzte wenden zu können. Wünschenswert ist ein regelmäßiger Kontakt. Alle MS-Patienten sollten Zugang zu multidisziplinären, MS-spezifischen Rehabilitationsmaßnahmen haben. Bei Auftreten eines akuten Schubes sollte der Patient innerhalb von 48 Stunden eine intravenöse, ersatzweise orale Kortikosteroid-Therapie erhalten können. Grundsätzlich sollte für alle MS-Patienten die Option einer immunmodulierenden Therapie (mit Interferonen oder Glatirameracetat) bestehen. Aufgrund der hohen Kosten dieser die Progredienz nachweislich hemmenden Therapien dürfte die Verwirklichung dieser Empfehlung am problematischsten sein. Wie bereits formuliert, ist für MS-Patienten mit zunehmenden Behinderungen der Zugang zu multidisziplinären, MS-spezifischen Rehabilitationseinrichtungen zu schaffen, möglichst in Wohnortnähe. Für MS-Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen sollten in ausreichender Zahl Erholungseinrichtungen und Institutionen für die adäquate Langzeitbetreuung zur Verfügung stehen. (JL)

Quelle: Barnes, MP: Task force on minimum standards for health care of people with multiple sclerosis: June 1999, Zeitschrift: EUROPEAN JOURNAL OF NEUROLOGY, Ausgabe 8 (2001), Seiten: 215-20

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