Kanadische Zahlen

Neuro-Depesche 4/2018

MS bei First Nations nur halb so häufig

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Genetische und umweltbedingte Faktoren werden für die Ätiologie der MS diskutiert. Jetzt zeigt eine Untersuchung, dass die Prävalenz der MS bei den First Nations, den indianischen Ureinwohnern Kanadas, nur halb so hoch ist wie in der übrigen Bevölkerung.

Es wurden alle 1984 bis 2011 bekannten MS-Fälle in der Provinz Manitoba (1,3 Mio. Einwohner) identifiziert. Für diesen Zeitraum ergaben sich 5738 Erkrankte, 64 (1,1%) waren First Nations (FN)-Kanadier. Die durchschnittliche jährliche MS-Inzidenz pro 100 000 Einwohner betrug bei ihnen nur 8,15, in der Nicht-FN-Population aber 15,7. Somit lag die Inzidenz Rate Ratio (IRR) bei den FN-Angehörigen bei 0,52. In beiden Populationen erkrankten Frauen deutlich häufiger als Männer (9,64 vs. 6,48 bzw. 22,6 vs. 8,42/100 000).
Im Jahre 1984 betrug die Rohprävalenz der MS pro 100 000 Einwohner in der FN-Population 35,8 (95%-KI: 14,9-86,1). Bei den Nicht-FN-Kanadiern war sie mit 113,3 (95%-KI: 106,3–120,8) mehr als dreimal so hoch. Die altersstandardisierte MS-Prävalenz stieg von 1984–2011 in der FN-Population um 351% und in der Gesamtbevölkerung um bis zu 418,4%.
In einem binomialen, auf das Erkrankungsjahr adjustierten Modell war die MS-Prävalenz bei den FN um 58% nieder als in der Nicht- FN-Population (Prävalenz-Rate 0,42), doch in beiden Gruppen stieg sie pro Jahr um knapp 4% (PR: 1,037). FN-Angehörige lebten seltener in Städten und litten häufiger unter Diabetes und chronischen Atemwegserkrankungen. JL
Kommentar

Bei indigenen Völkern wie den norwegischen Sami und neuseeländischen Maori ist die MS deutlich seltener als in der jeweiligen Allgemeinbevölkerung. Unter Angehörigen der kanadischen First Nations (FN) sind Inzidenz und Prävalenz der MS auch nur etwa halb so hoch wie in der übrigen Bevölkerung, wenngleich beide offenbar im selben Tempo steigen. Die Gründe für die Unterschiede sind nicht geklärt. U. a. scheinen FN-Angehörige seltener das MS-relevante HLA-DRB1*1501-Allel zu tragen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Marrie RA et al.: Lower prevalence of multiple sclerosis in First Nations Canadians. Neurol Clin Pract 2018; 8(1): 33-9

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