Patienten mit Schlaganfall

Neuro-Depesche 10/2017

MRT zeigt Zeichen für vorbestehende Hirnschädigung

Zertifizierte Fortbildung

Schon vor einem akuten Schlaganfall können vaskuläre Risikofaktoren zur zerebralen Hypoperfusion beitragen und damit auch den vulnerablen Hippokampus schädigen. Die Zusammenhänge zwischen vaskulären Risikofaktoren, ischämischem Schlaganfall und MRT-Markern der Hirnalterung wurden nun in der australischen Studie Cognition and Neocortical Volume After Stroke (CANVAS) untersucht.

Es wurden 81 Patienten im Alter von durchschnittlich 67,5 Jahren (61 Männer) mit einem – in 50 Fällen rechtsseitigen – Schlaganfall eingeschlossen. 66 hatten einen ersten Schlaganfall, 15 ein Schlaganfall-Rezidiv. Alle Patienten unterzogen sich innerhalb von sechs Wochen nach Symptombeginn (26 ± 9 Tage) einer 3-Tesla-MRT-Untersuchung. Befundet wurden diverse MRT-Marker der Hirnalterung wie Kortexdicke, Gesamthirnvolumen, Volumen an Hyperintensitäten der weißen Substanz (WMH) und Hippokampus- Volumen. Dies wurde mit vaskulären Risikofaktoren in Beziehung gesetzt. Alle Ergebnisse wurden mit denen von 40 gesunden Kontrollen verglichen.
Die multivariate Regressionsanalyse ergab folgendes: Ein erster Schlaganfall ging gegenüber den Kontrollen einher mit einem signifikant kleineren Hippokampus-Volumen (p = 0.025) und einem größeren Volumen der WMH (p = 0,004). Ein Schlaganfall-Rezidiv war assoziiert mit einem kleineren Hippokampus-Volumen gegenüber den Patienten mit erstem Schlaganfall (p = 0,017) und gegenüber den Kontrollen (p = 0,001). Diese Zusammenhänge blieben auch nach Adjustierung auf Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Infarktvolumen signifikant.
Auch das Gesamthirnvolumen war bei den Patienten mit erstem Schlaganfall kleiner, doch der Unterschied verfehlte die Signifikanz. Diese wurde aber nach zusätzlicher Adjustierung auf den Risikofaktor Vorhofflimmern (p = 0,036) erreicht. Die Kortexdicke zeigte keine signifikanten Zusammenhänge mit Schlaganfall-Typ, Ätiologie oder Infarktvolumen. Interessanterweise ergab sich für keinen vaskulären Risikofaktor ein unabhängiger Zusammenhang mit den verringerten MRT-Volumina. JL
Kommentar

Dieser Studie zufolge ist die Hirnstruktur von Schlaganfallpatienten sehr wahrscheinlich schon vor dem Hirninfarkt durch vaskuläre Risikofaktoren geschädigt. Schlaganfallrezidive scheinen diese Situation im Sinne einer Kumulation noch zu verschlechtern. Dabei ist gerade die Hippokampus-Atrophie von Bedeutung, da diese anderen Studien zufolge auch mit einem erhöhten Risiko für eine post-stroke-Demenz einhergeht.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Werden E et al.: Structural MRI markers of brain aging early after ischemic stroke. Neurology 2017; 89(2): 116-24

ICD-Codes: I63.9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x