Statt jährlicher Bildgebung nur Blut abnehmen?

Neuro-Depesche 5-6/2020

MRT-Aktivität mit sNfL-Werten monitoren?

Verschiedene Untersuchungen zeigen bei Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) Zusammenhänge zwischen den Serumkonzentrationen an Neurofilament light chain (sNfL) und der radiologisch bestimmten entzündlichen Krankheitsaktivität im Gehirn. Jetzt überprüfte ein hochrangig besetztes Expertenteam in zwei Kohorten von Patienten in frühen und späteren MS-Stadien die Aussagekraft der sNfL-Werte.
Die Studie umfasste 163 Patienten (405 Serumproben) mit früher RRMS aus der Study of Early interferon-beta1a (IFN-β1a) Treatment (SET) und 179 Patienten (664 Proben) mit fortgeschrittenerer RRMS aus der Genome-Wide Association Study of Multiple Sclerosis (GeneMSA).
Basierend auf den jährlichen Hirn-MRTAufnahmen wurden in beiden Kohorten die Prädiktionseigenschaften verschiedener sNfL-Cut-off-Werte für Combined unique active lesions (CUA), definiert als neue/vergrößerte bzw. Gd-anreichernde Herde, gegenüber dem MRT-Vorjahresbefund geprüft
Mit einer radiologischen MS-Aktivität assoziiert waren von den Proben, deren sNfL-Konzentrationen oberhalb des 90. Perzentils lagen, in der SET-Kohorte 81,6 % (Odds Ratio: 3,4; 95 %-KI: 1,8 - 6,4) und in der GeneMSA-Kohorte 48,9 % (OR: 2,6; 95 %-KI: 1,7 - 3,9).
sNfL-Spiegel zwischen dem 10. und dem 30. Perzentil spiegelten dagegen eine vernachlässigbare MRT-Aktivität wider: In SET und GeneMSA entwickelten nur 1,4 % bzw. 6,5 % dieser Patienten ≥ 3 aktive Läsionen und 5,8 % bzw. 6,5 % ≥ 2 aktive Läsionen. 34,8 % bzw. 11,8 % zeigten ≥ 1 aktive Läsion im MRT. sNfL-Spiegel unterhalb des 10. Perzentils waren mit einer noch geringeren radiologischen MS-Aktivität verbunden.
Die Zusammenhänge wurden in einer Sensitivitätsanalyse bei klinisch stabilen Patienten (402 Proben) bestätigt. HL
Kommentar
Anhand niedriger sNfL-Werte (≤ 30. Perzentil) konnten MS-Patienten mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit für eine radiologische MRT-Ativität im Vorjahr identifiziert werden. Die Autoren spekulieren, dass die sNfL-Bestimmung bei klinisch stabilen Patienten eine beträchtliche Anzahl (23 % bis 36 %) der jährlichen MRT- Hirnscans ersetzen könnte.
Quelle: Uher T et al.: Monitoring of radiologic disease activity by serum neurofilaments in MS. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm 2020; 7(4): pii: e714 [Epub 9. April; doi: 10.1212/ NXI.0000000000000714]

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