Schwerpunkte des Kongresses waren u. a. die pädiatrische Migräne, die Therapie bei Cluster-Kopf schmer zes und der COVID-19-Kopfschmerz. Aus der Themenvielfalt hier eine Auswahl.
Kognitiven Einbußen bei pädiatrischer Migräne
In einem narrativen Review untersuchten italienische Forscher interteriktale kognitive Einbußen bei Kindern und Jugendlichen mit primären Kopfschmerzformen. Die Studienlage erwies sich als alles andere als schlüssig und eignete sich nicht für eine quantitative Auswertung. Ihr Fazit: Obwohl die pädiatrische Migräne als gutartige Erkrankung gilt und die Kinder und Jugendlichen meist eine normale Intelligenz haben, sind neuropsychologische Symptome nicht selten. Das heterogene kognitive Profil umfasst Störungen der Aufmerksamkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und des (vor allem verbalen) Gedächtnisses. Dies traf teilweise auch auf pädiatrische Patienten mit Kopfschmerzen von Spannungstyp (TTH) zu, so dass die Hypothese gestützt wird, dass Migräne und TTH im Kindesalter keine getrennten Entitäten sind. Angesichts der Auswirkungen kognitiver Defizite auf die schulischen Leistungen (und ihrer Persistenz ins Er wachsenenalter) sollte, so die Autoren, bei jungen Patienten mit primären Kopfschmerzen unbedingt ein kognitives Screening erfolgen.
COVID-19: Migräne-Verschlechterung durch Infektion und Impfung
In einer spanischen Kopfschmerzklinik wurden 428 Migränepatienten auf die Häufigkeit und Schwere von Kopfschmerzen nach COVID-19-Infektion bzw. – Impfung untersucht: Unter den 187 der 428, die sich mindestens einmal infiziert hatten, gaben 83,42 % (156/187) Kopfschmerzen und 51,18 % (81/187) starke Kopfschmerzen an. Letztere waren unter der Astra Zeneca-Vak zine häufiger (p = 0,0 041). Bei 28,20 % (4 4/156) der Patienten mit Kopfschmerz nach der Infektion hatte sich ihre Migräne seit der SAR SCoV-2-Infektion verschlimmert . Gegen COV ID-19 geimpft worden waren 340 der 428 Studienteilnehmer. Unter ihnen berichteten im Anschluss an die Impfung 51,47 % (175/ 34 0) Kopf-schmerzen. Mit 21,14 % (37/175) dieser Patienten gab etwa jeder Fünf te insgesamt eine Verschlechterung der Migräne nach der Impfung an. In einer Madrider Studie mit 109 Beschäf tigten im Gesundheitswesen glich im Übrigen sowohl der COVID-19-Kopfschmer z als auch der COVID-19-Impf kopfschmerz eher dem Spannungskopfschmerz- als dem Migräne-Phänotyp .
Was tun bei refraktärem CCH?
Eine Literatur-Recherche zur prophylaktischen Behandlung von refraktärem chronischem Cluster-Kopfschmerz (rCCH) ergab 43 Publikationen. Davon befassten sich die meisten mit der Ok zipitalen Ner venstimulation (ONS, 12 Studien mit 436 Patienten) und der tiefen Hirnstimulation (THS, 9 Studien mit 118 Patienten). Alle ONS-Studien ergaben eine signifikante Verringerung der Attackenhäufigkeit, die 50 %-Responder-Rate betrug zwischen 29,4 % und 80,0 %. In der Metaanalyse lag sie gepoolt bei 57, 3 % (95 %-KI 0,4 8- 0,67, p < 0,0 01). In den DBS-Studien wurden 50 %-Responder-Raten von 50-10 0 % berichtet, gepoolt waren es 71,6 % (95 %-KI: 0,45-0,978, p < 0,0 01). Allerdings fielen die uner wünschten Ereignisse (UE) in den DBS-Studien schwerer aus. Die übrigen 24 Studien (u. a. zu CGRP-Medikamenten, okzipitaler Ner venblockade, Vagusner vstimulation, Onabotulinumtoxin A, ketogener Diät) hatten eine schlechtere Qualität und/oder schwächere Ergebnisse. Basierend auf der aktuellen Evidenz kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die ONS für viele Patienten mit rCCH die günstigste Behandlungsoption sein könnte.
Gepant-Nasenspray in Phase-III-Studie
In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie erwies sich Zavegepant als Nasenspray in der Akutbehandlung der Migräne Er wachsener (Durchschnittsalter 41 Jahre, 83 % weiblich) als wirksam und sicher. Zavegepant (n = 623) war Placebo (n = 646) in der Schmerzfreiheit nach 2 hüberlegen (23,6 % vs. 14,9 %, p < 0,0 0 01). Patienten des Verumarms waren nach 2 hauch häufiger frei von ihren ‚Most bothersome symptoms‘ (39,6 % vs. 31,1 %; p = 0,0 012). Zugunsten des Nasalsprays fielen ferner die sekundär erfasste Schmerzlinderung nach 15 Min. (15,9 % vs. 8,0 %; p < 0,0001) und nach 2 h(58,7 % vs. 49,7 %, p = 0,0 012) sowie die Schmerzlinderung über 2 bis 48 h (36,1 % vs. 29,6 %, p = 0,013) aus. Häufigste Nebenwirkungen (≥ 2 %) unter dem Gepant waren Geschmack sstörungen (20, 5 % vs. 4,7 %), Nasenbeschwerden (3,7 % vs. 0,8 %) und Übelkeit (3,2 % vs. 1,1 %) – zumeist leichter oder mittelschwerer, in keinem Fall schwerer Art.
ICD: G43.; G44.0; U09.-!; G44.0