Polygenetische Veranlagung für eine ADHS

Neuro-Depesche 3/2022

Mortalität bei Erwachsenen deutlich erhöht

Zertifizierte Fortbildung
Die hochgradig vererbbare ADHS geht mit einem doppelt so hohen Sterberisiko einher. Da die Mortalität bei Kindern und Jugendlichen generell niedrig ist, wurde die Sterblichkeit – unter Berücksichtigung der genetischen ADHS-Prädisposition – nun in einer Längsschnittstudie mit mehr als 7.000 Erwachsenen mit ADHS untersucht.
Anhand der Daten der laufenden English Longitudinal Study of Ageing wurde ein polygentischer Score (PSG) bestimmt: zum einen als Einzelmerkmal (PGS-ADHD-Single-Trait) und zum anderen ein zusammengesetzter Score (PGS-ADHD-Multi-Trait). In letzteren flossen die Merkmale jüngeres Alter bei Erstgeburt und chronisch obstruktive Lungenerkrankung ein, die in genomweiten Assoziationsstudien mit der ADHS stark korreliert waren.
 
Single- und Multitrait-Analysen
Die Stichprobe umfasste 7.133 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 64,7 Jahren. Von ihnen war in einem Zeitraum von 11,2 Jahren etwa ein Viertel (24,9 %) verstorben.
Ein PGS-ADHS Single war mit einem signifikanten, um 6 % erhöhten Risiko für die Gesamtmortalität assoziiert (Hazard Ratio [HR]: 1,06; 95 %-KI: 1,02 - 1,12; p = 0,010). Die geschlechterspezifische Analyse zeigte, dass diese Korrelation nur bei den Männern signifikant war (HR: 1,07; p = 0,043), nicht aber bei den Frauen.
Für jede Standardabweichung (SD) des PGS-ADHSMulti-Trait erhöhte sich das Gesamtsterblichkeitsrisiko um 11 % (HR: 1,11; 95 %-KI: 1,06 - 1,16, p < 0,001). Dieser Zusammenhang war sowohl für die Männer als auch für die Frauen signifikant (HR: 1,10; p = 0,003 bzw. 1,11; p = 0,003). In der Subgruppe der 50- bis 75-Jährigen betrug der Mortalitätsanstieg pro SD sogar 14 %. JL
Fazit
Eine polygenetische Prädisposition für eine ADHS ist bei älteren Erwachsenen ein signifikanter Risikofaktor für die Gesamtmortalität. Dieses Risiko wird besser erfasst, wenn genetische Informationen aus korrelierten Merkmalen einbezogen werden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Ajnakina O et al.: High polygenic predisposition for ADHD and a greater risk of all-cause mortality: a large population-based longitudinal study. BMC Med 2022; 20(1):62 [Epub 23. Feb.; doi: 10.1186/s12916-022-02279-3]
ICD-Codes: F90.0

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