Depressive Verhaltensmerkmale

Neuro-Depesche 11/2015

Monitoring mit dem Smartphone möglich

Depressive Menschen zeigen Auffälligkeiten in verschiedenen alltagsrelevanten Funktionen, wie z. B. der körperlichen Aktivität, des sozialen Lebens und des Schlafes. In einer explorativen Studie untersuchten Mediziner in Chicago, inwieweit mit GPS und Bewegungssensoren ausgerüstete Smartphones dazu geeignet sind, relevante Verhaltenskorrelate einer depressiven Störung zu erfassen.

40 per Anzeige rekrutierte Erwachsene trugen zwei Wochen lang ein mit verschiedenen Sensoren und einer deren Informationen verarbeitenden App („Purple Robot“) ausgerüsteten Android- Smartphone bei sich. Zur Beurteilung der Schwere einer depressiven Symptomatik im Alltagsleben wurde der Fragebogen Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) eingesetzt (0–27 Punkte).
28 Teilnehmer, 20 Frauen und acht Männer, konnten ausgewertet werden. 50% waren ohne Depressivität (PHQ-9 < 5; durchschnittlich 1,5), und 50% hatten eine relevante, zumeist leichtgradige Depression (PHQ-9 ≥ 5; durchschnittlich 9,64). Tatsächlich zeigten sechs der zehn mit der App erfassten Parameter eine signifikante Korrelation mit der Depressionsschwere nach PHQ-9: Dazu zählte die Regelmäßigkeit der Bewegung im zirkadianen Muster über 24 Stunden (r= -0,63, p = 0,005), eine „normalized entropy“ (Mobilität zwischen bevorzugten Orten) (r = -0,58, p = 0,012) und häufigen Ortswechsel GPS (r = -0,58; p = 0,012). Zusätzlich korrelierten allgemeine Parameter der Smartphone-Nutzung mit der Schwere der Depressivität, so die Dauer des Einsatzes (r = 0,54, p = 0,011) und deren Häufigkeit (r = 0,52, p = 0,015). Anhand der Unterschiede in den Sensordaten konnten Patienten mit und ohne depressive Symptomatik (PHQ-9-Score: ≥ 5 vs. < 5) mit einer Sensitivität von 83,6% und einer Spezifität von 74,5% (und damit mit einer Genauigkeit von 86,5%) unterschieden werden. In einem Regressionsmodell ergab sich damit eine Fehlerquote von 23,5%. JL
Kommentar

Dieser kleinen Studie zufolge können moderne Smartphone-Features wie GPS und die Benutzungsintensität durchaus der Erfassung der Depressionsschwere dienen und z. B. ein aufwändiges, nicht belastendes Monitoring gefährdeter Personen ermöglichen. Nun steht die Prüfung des Nutzens in größeren Studien mit Patienten mit klinisch relevanten depressiven Symptomen an.

Quelle:

Saeb S et al.: Mobile phone sensor correlates of depressive symptom severity in daily-life behavior: an exploratory study. J Med Internet Res 2015; 17(7): e175 [Epub 15. Juli; doi: 10.2196/jmir.4273]

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