Late-Onset-Epilepsie

Neuro-Depesche 11-12/2018

Modifizierbare und nicht-modifizierbare Risikofaktoren

Zertifizierte Fortbildung

Die Epilepsie-Inzidenz ist in späteren Lebensaltern am höchsten. Epidemiologischen Daten zufolge liegt ihre kumulative Inzidenz im Alter von 85 Jahren bei 4,4%. Inwieweit altersassoziierte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Demenz und andere vaskuläre und “Lifestyle”-Faktoren mit einer Late-Onset-Epilepsie in Verbindung stehen, wurde anhand der Studie Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) untersucht.

ARIC ist eine prospektive Kohortenstudie mit 15 792 Medicare-Versicherten aus vier US-amerikanischen Städten im Alter zwischen 45 und 64 Jahren, die ab 1987–1989 nach-beobachtet wurden. Die Auswertung erfolgte anhand der bis 2013 dokumentierten Personen.
Von den 10.420 Teilnehmern (56,4% Frauen, 26,8% Schwarze) im medianen Alter von 55 Jahren bei erster Visite entwickelten 596 zwischen 60 und 91 Jahren eine Late-onset-Epilepsie (3,33 pro 1000 Personenjahre) – bei den ≥ 75-Jährigen häufiger als bei den 60- bis 75-Jährigen (6,92 vs. 2,39/1000 PJ).
In einer multivariablen Analyse erhöhten diese Faktoren im mittleren Lebensalter das Epilepsie-Risiko (Hazard Ratio, HR) signifikant: Rauchen um 9% (HR: 1,09), Hypertonie um 30% (HR: 1,30) und Diabetes um 45% (HR: 1,45) sowie die Apolipoprotein E-e4-Genotyp (HR: 1 Allel: 1,22; 2 Allele: 1,95) und – am stärksten – eine zwischenzeitlich eingetretene Demenz (HR: 2,5) und ein Schlaganfall (HR: 3,38). Umgekehrt verringerten das Epilepsie-Risiko eine stärkere körperliche Aktivität um 10% (HR: 0,90; 95%-KI: 0,83–0,98) und moderater Alkoholkonsum (1 Drink pro Tag) um 28% (HR: 0,72; 95%-KI: 0,57–0,90). Diese Zusammenhänge mit der Late-onset-Epilepsie blieben auch bestehen nach Ausschluss der Menschen mit den schweren Erkrankungen Schlaganfall und Demenz.
Auch ein niedriger Score des „Life’s Simple Seven“, sieben Empfehlungen der American Heart Association zur Herzinfarktprävention, erhöhten das Epilepsie-Risiko (LSS 0–6: HR: 1,57) maßgeblich. Keinen wesentlichen Einfluss hatten u. a. die Einzelfaktoren Hyperlipidämie, Übergewicht und die Ernährung (nach dem ARIC Healthy Food Score). JL
Kommentar

Das altersassoziierte Auftreten einer Epilepsie wird durch modifizierbare Faktoren im mittleren Lebensalter wie Nikotinverzicht und körperliche Aktivität beeinflusst. Dass der nicht beeinflussbare APOE e4-Genotyp das Risiko “dosisabhängig” beeinflusst, spricht den Autoren zufolge dafür, dass Amyloid zum Auftreten epileptischer Anfälle beitragen können – auch bei Personen ohne eine manifeste Demenz.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Johnson E et al.: Association between midlife risk factors and late-onset epilepsy: results from the Atherosclerosis Risk in Communities Study. JAMA Neurol 2018 [Epub 23. Juli; doi: 10.1001/jamaneurol.2018.1935]]

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