Bipolar-II-Störung

Neuro-Depesche 3/2003

Mit viel Erfahrung sicher diagnostizierbar

Viele Patienten mit bipolarer Störung erhalten anfänglich die Diagnose einer unipolaren Depression und werden fehlbehandelt.

Fünf erfahrene Psychiater untersuchten Probanden, die an rezidivierenden unipolaren Depressionen oder an bipolaren Störungen vom Typ I oder II litten oder aber psychisch gesund waren. Jeweils zwei Psychiater führten Interviews auf der Basis des Schedule für Affective Disorders and Schizophrenia-Lifetime. Mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,83 für manische, 0,72 für hypomanische und 1,0 für Major-Depression-Episoden war die Übereinstimmung sehr hoch. In einem zweiten Studienteil versuchten die Psychiater, bei 524 Teilnehmern einer genetischen Studie anhand Familienanamnese, Behandlungsakten und Niederschrift eines klinischen Interviews zu einer Diagnose zu kommen. Hier lag die Übereinstimmung für eine bipolare Störung I und II bei jeweils 0,99, für eine rezidivierende unipolare Depression bei 0,98. Praktischer Hintergrund: Eine Fehldiagnose als unipolare Depression zieht meist die Behandlung mit Antidepressiva nach sich, die die Gefahr einer Verschlechterung mit Entwicklung von gemischten Zuständen oder einem Rapid-cycling erhöht. Sie verzögert den Beginn der adäquaten Therapie mit Stimmungsstabilisierern. Simpson SG et al.: Diagnostic reliability of bipolar II disorder. Arch Gen Psychiatry 59 (2002) 736-740

Quelle: Simpson, SG: Diagnostic reliability of bipolar II disorder, Zeitschrift: ARCHIVES OF GENERAL PSYCHIATRY, Ausgabe 59 (2002), Seiten: 736-740

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