Im sizilianischen Catania wurde bei 125 Personen zwischen 1995 und 2004 eine MS-Erkrankung diagnostiziert. In den meisten Fällen (83%) handelte es sich dabei um eine schubförmig remittierende MS (RRMS). Das relativ junge Kollektiv (41,4 ± 10,3 Jahre), das seit durchschnittlich 8,0 ± 3,3 Jahren erkrankt war, wies bis auf einen schweren Fall (EDSS: 8) zumeist einen geringen bis mäßigen Grad der Behinderung auf (durchschnittlicher EDSS: 2,2 ± 1,9).
Die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen wurden zu Beginn sowie nach einem Follow-up von drei Jahren mit Hilfe eines neuropsychologischen Screenings (NPS) ermittelt. Dieses umfasste eine Reihe von Tests zum verbalen (Selective reminding test, SRT) und zum räumlich-visuellen Gedächtnis (Spatial recall test, SPART) sowie zur Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, zum Arbeitsgedächtnis, zur Aufmerksamkeit. Geprüft wurden auch die exekutiven Funktionen (Symbol digit modalities test, SDMT; Paced auditory serial addition test, PASAT und STROOP-Test) und die Sprache (Word list generation, WLG). Die Kognition galt als beeinträchtigt, wenn die Teilnehmer an mindestens drei Tests (zu mind. zwei unterschiedlichen Bereichen) scheiterten.
Dem NPS zufolge waren die kognitiven Fähigkeiten zu Studienbeginn bereits bei 44% der MS-Patienten eingeschränkt. Von den 70 Personen ohne anfängliche kognitive Defizite war im Nachbeobachtungszeitraum von drei Jahren in 26 Fällen (37,1%) ein Leistungsrückgang festzustellen. Am häufigsten versagten diese Patiemten im SDMT (36%) und im PASAT-3 (35%), was für eine verminderte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit spricht.
Entscheidend für das Nachlassen der Kognition scheinen der Grad der Behinderung und das Alter zum Zeitpunkt des NPS-Tests zu sein. Waren die Patienten bei der NPS-Untersuchung ≥ 40 Jahre alt, zeigte sich das Risiko für kognitive Einschränkungen als um knapp das Sechsfache erhöht (OR: 5,84; 95%-KI 2,57–13,2; p < 0,0001). Menschen mit EDSS-Scores > 3 hatten ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko (OR: 3,51; 95%-KI 1,3–9,46; p < 0,01).
Neben Alter und EDSS schien auch das Geschlecht eine Rolle zu spielen. Männer zeigten mit 56% deutlich häufiger schlechte kognitive Leistungen als Frauen mit 36% (p = 0,03). Nach multivariater Analyse schwächte sich dieser Unterschied jedoch ab (OR: 1,44; p = 0,4). NW