Der neue MFS ist hauptsächlich auf frontal lokalisierte höhere Hirnfunktionen ausgerichtet und berücksichtigt Verhaltensaspekte stärker als kognitive Leistungen. Er wird von einem Psychologen während eines Patienteninterviews in Gegenwart der pflegenden Person erhoben. Unter Berücksichtigung der Krankengeschichte werden dabei zehn Kriterien erfasst, die jeweils mit null oder eins bewertet werden. Dazu gehört u. a. die Einschätzung der Gedächtnisleistung, der Orientierung, des Urteilsvermögens, der Enthemmung, des Ess- und Sexualverhaltens, der emotionalen Stabilität, der Spontaneität, der Sprachverarmung und der Ruhelosigkeit. An der Validierungsstudie nahmen nun 400 Patienten mit klinisch diagnostizierter DAT sowie 62 FTD-Patienten teil. Die durchschnittliche MFS-Gesamtpunktzahl war bei den FTD-Patienten signifikant höher als in der DAT-Gruppe (6,3 vs. 3,1). Mit einer Ausnahme (Verlust des Urteilsvermögens) waren alle Einzelkriterien des MFS mit der FTD gut korreliert. Bei einer Gesamtpunktezahl von fünf konnte eine FTD mit einer Spezifität von 89,0% sowie einer Sensitivität von 88,7% identifiziert werden. Damit erreichen die MFS-Kriterien bei der Differenzierung von FTD und DAT eine deutlich höhere Spezifität als die der NINCDS-ADRDA. Auch bei den leichter Dementen (MMST > 22) waren Spezifität und Sensitivität sehr hoch. Bereits in einer anderen Studie hatte sich Intra- und Interrater-Reliabilität als hochsignifikant und klinisch sehr zufrieden stellend erwiesen, dies war auch hier der Fall.
Frontotemporale Demenz vs. DAT
Neuro-Depesche 11/2005
MFS - neue differenzialdiagnostische Kriterien
Prognose und Behandlung der frontotemporalen Demenz (FTD) unterscheiden sich deutlich von der bei Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT). Mit den NINCDS-ADRDA-Kriterien konnten FTD und DAT in der Vergangenheit nicht zuverlässig voneinander unterschieden werden, da auch viele FTD-Patienten die DAT-Kriterien erfüllen. Aus Belgien kam mit dem Middelheim Frontality Score (MFS) nun ein neuer, anscheinend sehr nützlicher Katalog klinischer Kriterien zur Differenzialdiagnose.
Quelle: De Deyn, PP: The middelheim frontality score: a behavioural assessment scale that discriminates frontotemporal dementia from Alzheimer`s disease, Zeitschrift: INTERNATIONAL JOURNAL OF GERIATRIC PSYCHIATRY, Ausgabe 20 (2005), Seiten: 70-79