Antipsychotika-bedingte Gewichtszunahme

Neuro-Depesche 3/2022

Metformin als Bremse einsetzen?

Zertifizierte Fortbildung
Einige Antipsychotika gehen mit Stoffwechselstörungen und Gewichtszunahmen einher, die die Therapieadhärenz beeinträchtigen und das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. In einigen Studien konnte Metformin das Körpergewicht Gesunder reduzieren. Jetzt wurde in einer doppelblinden Pilotstudie untersucht, ob das orale Biguanid-Antidiabetikum auch bei antipsychotisch Behandelten mit psychotischer Erstepisode (FEP) so wirkt.
Zwischen 2015 und 2018 wurden aus verschiedenen Ambulanzen 17 junge chinesische Patienten (16 - 40 Jahre alt) rekrutiert, die die DSM-IV-Kriterien einer klinisch stabilen FEP erfüllten. Alle hatten nach Beginn einer antipsychotischen Therapie (u. a. mit Risperidon, Paliperidon etc.) mehr als 5 % ihres Ausgangsgewichtes zugenommen. Sie erhielten nach Randomisierung doppelblind über 24 Wochen entweder Metformin (n = 8) oder Placebo (n = 9). Primärer Endpunkt waren Gewichtsveränderungen nach 24 Wochen. Eine Nachuntersuchung erfolgte 12 Wochen später, in Woche 36.
 
Effekte nach 24 Wochen
In der Metformin-Gruppe (initialer BMI: 27,9) durchliefen fünf Patienten den gesamten Studienzeitraum: Vier von Ihnen (80 %) hatten nach 24 Wochen durchschnittlich 1,9 kg abgenommen, während einer 1,0 kg zugenommen hatte. Von den beiden Patienten, die die Studie schon in Woche 12 abgebrochen hatten, nahm einer 3,1 kg zu und der andere 3,6 kg ab.
In der Placebo-Gruppe (initialer BMI: 30,7) zeigten sieben der acht Patienten (87,5 %) eine Gewichtszunahme (um durchschnittlich 3,8 kg) und nur einer verlor 1,9 kg. Einer hatte die Studie (mit einer Zunahme um 9,2 kg) vorzeitig beendet. Trotz der geringen Fallzahlen konnte im primären Endpunkt eine statistische Signifikanz erreicht werden: Die Mixed-model-Analyse ergab einen signifikanten Einfluss der Metformin-Einnahme in Woche 24 auf das Gewicht (p < 0,05).
 
Keine dauerhafte Wirkung
In der Metformin-Gruppe hatten drei der fünf Patienten 12 Wochen nach Absetzen der Medikation wieder zugenommen (durchschnittl. +3,4 kg). Zwei von ihnen wogen nun mehr als zu Studienbeginn (im Mittel +3,0 kg). Sieben der acht Probanden der Placebo-Gruppe waren nach 36 Wochen ebenfalls schwerer (durchschnittl. +5,4 kg) als initial. Die Varianzanalyse zum Follow-up-Zeitpunkt zeigte zwischen Verum- und Placebo-Gruppe keinen signifikanten Unterschied mehr.
Im Allgemeinen wurde Metformin (durchschnittl. 1.201 mg/d) gut vertragen. Häufigste Nebenwirkungen waren milde Diarrhö in zwei Fällen und ein leichter Schwindel bei einem Patienten. JL
Fazit
Die Autoren folgern, dass das sichere und gut vertragene Metformin helfen kann, die Antipsychotika-bedingte Gewichtszunahme zu begrenzen – wenngleich die kleine Studienpopulation die Generalisierbarkeit dieses Effektes begrenzt. Leider waren keine Patienten mit den potenziell am stärksten gewichtstreibenden Antipsychotika Clozapin und Olanzapin behandelt worden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Tang C et al.: Twenty-four week, randomized, double-blind, placebo-controlled trial of Metformin for antipsychotic-induced weight gain in patients with first-episode psychosis: A pilot study. Int J Environ Res Pub Health 2022; 19(1): 137 [doi: 10.3390/ijerph19010137]

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