Hier aus dem umfangreichen und vielschichtigen Kongressprogramm eine notgedrungen sehr kleine Themenauswahl.
COVID-19-Pandemie belastet Schmerzpatienten
„Besonders chronischen Schmerzpatienten geht es schlechter, und der Therapiebedarf erhöht sich“, sagte Thomas Cegla, Wuppertal, zur Situation in der Pandemie. Viele Therapieangebote und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen sind im Lockdown nur eingeschränkt bzw. nicht möglich, so der DGS-Vizepräsident. Laut einer Befragung haben bei 44 % der Patienten die Schmerzen zugenommen, und 70 % gaben eine Stimmungsverschlechterung an. Prof. Dieter F. Braus, Wiesbaden, zufolge „gibt es eine bidirektionale Beziehung zwischen COVID-19 und psychischen Erkrankungen“, die bei chronischen Schmerzpatienten ja vermehrt vorliegen. Einerseits erkranken sie häufiger an COVID-19, und andererseits entwickeln sie infolge der Infektion oft psychiatrische Symptomen wie Depression, Angst- und Schlafstörungen. Ein großes Problem stellt ferner das Long-COVID-Phänomen dar: Nach überstandener Infektion bleiben viele Patienten beeinträchtigt, am häufigsten durch eine Fatigue bei jedem Fünften (19,3 %). Für den Umgang mit Schmerzen und psychischen Problemen können digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) und Telefon/Videosprechstunden helfen, so Braus. In der Pandemie sollten die Patienten aktiver werden.
Noch stärker auf die Psyche achten
Für Diagnose und Therapie des komplexen bio-psycho-sozialen Phänomens Schmerz müssen wir ihn „in all seinen Facetten erfassen und dabei auch das soziale Umfeld und den Lebenshintergrund beachten“, betonte Tagungspräsidentin Silvia Maurer, Bad Bergzabern, U. a. befasste sich ein zusammen mit der DPGM geschaffenes Curriculum mit den Zusammenhängen von Schmerz und Depression, Angst sowie somatoformen und posttraumatischen Belastungsstörungen.
Flächendeckende, sichere Versorgung gefordert
Die Experten erneuerten die Forderung nach einer flächendeckenden schmerzmedizinischen Versorgung. „Basis dafür ist die rechtssichere Bedarfsplanung“, sagte Tagungspräsident Johannes Horlemann, Kevelaer, und mahnte an: „Uns geht es um eine sichere Versorgung in allen Schmerzindikationen.“ Gemäß Kongress-Motto sprach er sich gegen die Standardisierung als akademischer Selbstzweck aus, sondern plädierte angesicht der hochvariablen Manifestationen chronischer Schmerzen für eine individualisierte Schmerzmedizin im Praxisalltag, bei der auch Erfahrung und Intuition des Behandlers ihren Platz haben.
Viele der Vorträge sind (für registrierte Teilnehmer) noch bis 5. Nov. 2021 auf www.schmerz-und-palliativtag.de abrufbar. JL