Drittes Trimenon

Neuro-Depesche 11-12/17

Mehr als ein Drittel der Frauen hat RLS

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Schlafprobleme sind bei schwangeren Frauen häufig. In einer retrospektiven Studie wurde jetzt untersucht, wie viele Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel unter RLS-Symptomen leiden und inwieweit diese mit etwaigen Schlaf-Wachstörungen in Zusammenhang stehen.

In einer Kohorte von 1563 Frauen im dritten Trimenon (2007 bis 2010) wurden die demographischen und klinischen Daten den Krankenakten entnommen und ein RLS anhand der Brief Restless Legs Scale mit vier Items (basierend auf den Kriterien der International Restless Legs Study Group, IRLSSG) diagnostiziert. Mittels General Sleep Disturbance Scale (GSDS) mit 21 Items wurden die Parameter Schlafqualität und schlafbedingte Alltagsbeeinträchtigung abgefragt. Eine exzessive Tagesmüdigkeit wurde mit der Epworth Sleepiness Scale (ESS; Score ≥ 10) erfasst. Mehr als ein Drittel der Schwangeren (n = 558; 36%) wiesen nach der Brief Restless Legs Scale ein RLS auf. Davon litt die Hälfte unter einer mittelschweren (2–3 mal/Woche; 23%) oder schweren RLS-Symptomatik (≥ 4 mal/ Woche; 26%). Wie vermutet, wiesen die RLS-Betroffenen gegenüber den Schwangeren ohne RLS jeweils signifikant häufiger eine schlechte Schlafqualität (85% vs. 70%), schlafbedingte Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen (80% vs. 66%) und exzessive Tagemüdigkeit (49% vs. 37%) auf (je p < 0,001). Der auf BMI, Diabetes etc. adjustierten Regressionsanalyse zufolge in etwa verdoppelt waren die Wahrscheinlichkeiten für eine schlechte Schlafqualität (Odds Ratio: 2,2, 95%- KI: 1,7–2,9) und eine schlafbedingte Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen (OR: 1,9; 95%-KI: 1,4–2,4) und um 60% erhöht für eine exzessive Tagemüdigkeit der Frauen (OR: 1,6; 95%-KI: 1,3–2,0). Außerdem fand sich eine „dosis-abhängige“ Beziehung zwischen der Schwere der RLS-Beschwerden und dem Ausmaß jedes einzelnen Schlafparameters. Das Risiko für eine mangelhafte Schlafqualität beispielsweise hatte bei 1–4 RLS-Beschwerden pro Monat eine OR von 1,62, bei 2–3 Beschwerden pro Woche eine OR von 2,08 und bei täglichen oder fast täglichen RLS-Symptomen eine OR von 2,98. Im Hinblick auf verschiedene Parameter der Entbindung (Rate an Kaiserschnitten, Gestationsalter, Geburtsgewicht, APGAR-Score) hatte ein RLS keine negativen Auswirkungen. JL

Kommentar

Das dritte Trimenon gilt als Phase der höchsten RLS-Prävalenz. In dieser unselektierten Kohorte von Schwangeren waren 36% der Schwangeren betroffen. Die RLS-Beschwerden tragen offenbar maßgeblich zu den Schlaf- und Tageswachheitsproblemen bei, die werdende Mütter oft stark belasten. Auch Gynäkologen/innen sollten sich dieser Zusammenhänge bewusst sein und – so die Empfehlung der Autoren – Schwangere regelmäßig auf ein RLS screenen und ggf. behandeln (z. B. mit einer Eisen-Supplementierung).



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Dunietz GL et al.: Restless legs syndrome and sleep-wake disturbances in pregnancy. J Clin Sleep Med 2017; 13(7): 863-70

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