Bald auch „made in Germany“

Praxis-Depesche

Medizinisches Cannabis für die individuelle Schmerztherapie

Die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit von Medizinalcannabis wächst stetig und reicht von chronischem Schmerz über neuropathische Beschwerden bis hin zu Spastiken bei Multipler Sklerose – eine Entwicklung, die sich auch in den rasant steigenden Verordnungszahlen widerspiegelt. Um diesen Bedarf zu decken, hat sich das deutsche Unternehmen Demecan die flächendeckende Versorgung mit hochwertigem medizinischem Cannabis zum Ziel gemacht. Anfang März gab das Unternehmen die Markteinführung der Cannabisblüte DEMECAN 20:01 Florestura bekannt.

Seit knapp vier Jahren sind medizinische Cannabisblüten und -zubereitungen auf Kassenrezept für schwerkranke Patient:innen verfügbar. Da allerdings weiterhin eine breite Verunsicherung im Einsatz von Cannabinoid – Wirkstoffen in der praktischen Medizin herrscht, hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) in einer Praxisleitlinie von 2018 Indikationen definiert, bei denen eine Cannabis-Therapie sinnvoll sein kann. Bei chronischem Tumor- und Nichttumorschmerz, neuropathischem Schmerz sowie MS-induzierten Spastiken sei der Nutzen von medizinischem Cannabis mittlerweile gut belegt, erklärte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, auf einer Presseveranstaltung von Demecan. Die zugrundeliegenden Daten stammen aus großen doppelblinden, randomisierten Studien, weshalb Medizinalcannabis in diesen Indikationen den höchsten Empfehlungsgrad hat. Bei Untergewicht, Kachexie und Appetitlosigkeit (etwa im Rahmen einer HIV-Erkrankung), Morbus-Crohn-Beschwerden sowie chemotherapiebedingter Übelkeit konnte die Wirksamkeit von Cannabinoiden in mindestens einer randomisiert-kontrollierten Studie belegt werden (Empfehlungsgrad B).
Schlechter ist die Datenlage zu viszeralem und rheumatischem Schmerz, Fibromyalgie sowie schmerzbedingten Schlafstörungen, weshalb die DGS in diesen Fällen den Empfehlungsgrad C ausgesprochen hat. Positive Effekte seien zwar in einer Vielzahl kleinerer Studien beschrieben worden, berichtete Horlemann, größere randomisierte Untersuchungen fehlten jedoch. „Gerade bei der Fibromyalgie könnte die Evidenzqualität allerdings bald höhergestuft werden.“ So bewirkte eine Cannabis-Therapie bei Fibromyalgie-Patient:innen in einer vergangenes Jahr veröffentlichten prospektiven Kohortenstudie eine fast 80 %-ige Verbesserung der Parameter „Schmerz“ und „Schlaf“, unabhängig von der Applikationsform.

Gute Schmerztherapie: Mehr als Mittelwert und Signifikanzlevel

In der Schmerz- und Palliativmedizin handelt es sich Horlemann zufolge häufig um hochindividuelle Problemstellungen, die auch in qualitativen Studien oft nur unzureichend abgebildet werden können. Jenseits der „herkömmlichen“ evidenzbasierten Medizin sei der Behandler deshalb dazu aufgerufen, „mit Intuition und klugen Entscheidungen“ im Sinne von Patient oder Patientin vorzugehen. „Dabei kommt uns die Therapie mit Cannabinoiden sehr entgegen, weil das breite Wirkspektrum und das günstige Nebenwirkungsprofil bei den Patient:innen sehr willkommen sind.“ Das sei nicht zuletzt eine gute Grundlage für die Therapietreue, die unter Cannabinoiden nachweislich höher ist als unter Opioden. „Etwa 15 % der Patient:innen berichten zu Beginn der Cannabinoid-Therapie von Nebenwirkungen wie Schwindel und Euphorisierung. Diese verlaufen jedoch mild und sind vorübergehend.“ Allerdings sollte eine Verschreibung nur bei genauer Kenntnis der Kontraindi­kationen erfolgen. Wegen der Gefahr von Psychosen rät Horlemann etwa bei Jugendlichen von Cannabinoiden ab.

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