Zwangsstörung: CBT beeinflusst Epigenetik

Neuro-Depesche 5-6/2020

MAO-A-Hypomethylierung stark verringert

An der Universität Freiburg wurde geprüft, ob sich DNA-Hypomethylierung der Promotorregion des Monoaminoxidase-A(MAO-A)-Gens bei Zwangskranken durch eine kognitive Verhaltenstherapie (CBT) verändert.
Hintergrund: Funktionell geht die Methylierung des MAO-A-Gens mit einer verringerten Genexpression und Enzymaktivität im Gehirn und damit potenziell erhöhten Serotonin-Serumspiegeln einher. Die Hypomethylierung des MAO-A-Gens bewirkt das Gegenteil. Die Pilotstudie verglich zwölf zwangserkrankte, aktuell nicht medikamentös behandelte Frauen (Durchschnittsalter: 33,71 Jahre) mit 14 gesunden Kontrollen. Die Zwangsschwere wurde mit der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS) bewertet. Die aus EDTA-Blut isolierte DNA wurde mittels direkter Sequenzierung auf den Methylierungsgrad von zwölf verschiedenen CpG-Dinukleotiden getestet.
In der Patientengruppe war die durchschnittliche MAO-A-Methylierung vor der acht- bis zehnwöchigen CBT (T0) signifikant niedriger als bei den Kontrollen (0,490 bzw. 0,580; p < 0,001). In der Gesamtgruppe kam es nach der CBT (T1) – mit einer Ausnahme (CpG2: Z = -2,08, p = 0,038) – auch zu keiner signifikanten Veränderung (je p ≥ 0,061).
Allerdings zeigte sich eine Korrelation zwischen der signifikanten Besserung auf der Y-BOCS (T0: 22,68, T1: 8,82 Punkte p < 0,001) und der prozentualen Zunahme der Methylierung. Bei den sieben Patientinnen, die nach Y-BOCS auf die CBT ansprachen, war dieser Anstieg signifikant (r: -0,76; p = 0,046). HL
Kommentar
Die erfolgreiche(!) CBT konnte den Methylierungsgrad des MAO-A-Gens erhöhen. Sollte dies bestätigt werden, könnte eine Hypomethylierung bei Zwangserkrankung ein epigenetischer Risikomarker und deren Normalisierung ein Responsemarker sein. Den Autoren zufolge könnte eine individualisierte MAO-Inhibition (z. B. als Add-on zur CBT) das Ansprechen möglicherweise verbessern.
Quelle: Schiele MA et al.: Monoamine oxidase A hypomethylation in obsessive-compulsive disorder – reversibility by successful psychotherapy? Int J Neuropsychopharmacol 2020; [Epub 5. Mai; doi: 10.1093/ijnp/pyaa016 ]
ICD-Codes: F42.9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x