Spielt die Stellung der Frau eine Rolle?
Mädchen-Suizide in der östlichen Türkei
In einer kleinen deskriptiven Studie beschreibt eine Gruppe türkischer Forensiker die näheren Umständen von – zumeist sehr jungen – Frauen bzw. Mädchen in einer Stadt im östlichen Anatolien. Sie befassen sich mit zugrundeliegenden psychischen Störungen wie Depressionen, weisen aber explizit auf den Einfluss der geringen gesellschaftlichen Stellung der Frau und die Verheiratungspraktiken in den traditionellen Strukturen hin.
Kommentar
In ihren pointierten Schlussfolgerungen gehen die Autoren auf die kulturelle Unterdrückung der Frauen in der patriarchalen Gesellschaft ein. Die fehlenden Entfaltungsmöglichkeiten der Mädchen und die arrangierten Heiraten bewerteten die Forensiker als Risikofaktor für die gehäuften Suizide. Sie fordern daher u. a. die konsequente juristische Verfolgung der Minderjährigen-Verheiratung und häuslicher Gewalt. Davon unabhängig empfehlen sie ein regelmäßiges psychiatrisches Screening auf Risikopersonen sowie eine konsequente Behandlung und Nachbeobachtung, um die Zahl an Suiziden bzw. Suizidversuchen zu verringern.
Hekimoglu Y et al.: A descriptive study of female suicide deaths from 2005 to 2011 in Van city, Turkey. BMC Womens Health 2016; 16: 20 [Epub: 23. April; doi: 10.1186/s12905-016-0299-1]