SSRI-Therapie der Major Depression

Neuro-Depesche 1-2/2020

Machine Learning sagt Ansprechen vorher

Zertifizierte Fortbildung
Ein objektiver Marker, der das Ansprechen einzelner Patienten auf Antidepressiva zuverlässig prädiziert, wäre von unschätzbarem klinischem Wert. Die mittels Machine Learning analysierten EEG-Daten von Escitalopram-behandelten Erwachsenen scheinen diesem Ziel recht nahe zu kommen.
In der kanadischen Studie Biomarker Integration Network in Depression (CANBIND- 1) erhielten Patienten mit einer Major Depression acht Wochen lang offen Escitalopram (10 - 20 mg/d). Von 122 Patienten (mittleres Alter 36,3 Jahre; 62,3 % Frauen; durchschnittl. Score der Montgomery Åsberg Depression Scale [MADRS]: 30,1) lagen auswertbare spektralanalytische EEG-Ruhe-Daten vor. Mittels eines Support Vector Machine (SVM) Classifiers wurde deren Einfluss auf die Raten eines Ansprechens (Reduktion des MADRSScores um ≥ 50 %) bestimmt.
 
Vorhersagegenauigkeit
55 der 122 Patienten (45,1 %) hatten nach acht Wochen auf den SSRI angesprochen. Ihr MADRS-Score war von 29,5 zu Baseline auf 20,1 nach zwei und auf 16,8 nach acht Wochen gesunken. Der SVM-Klassifizierer konnte die Responder bei einer Sensitivität von 67,3 % und einer Spezifität von 91,0 % mit einer Genauigkeit von 79,2 % identifizieren. Prädiktivste einzelne EEG-Elemente waren eine hohe alpha- Band-Power im anterioren Zingulum- Kortex (ACC) sowie im rostralen Anteil des ACC.
Während schon die EEG-Basisdaten einen prognostischen Wert zu haben scheinen, verbesserte sich die Vorhersagbarkeit durch Hinzunahme der Zwei-Wochen- Daten noch einmal deutlich. In der Subgruppe dieser 115 Teilnehmer erhöhte sich die Genauigkeit der Response-Vorhersage durch den SVM-Klassifizierer auf 82,4 % bei einer Sensitivität von 79,2 % und einer Spezifität von 85,5 %. JL
Kommentar
Die Entwicklung eines SVM-basierten klinischen Entscheidungsmodells könnte somit vielen Patienten lange, frustane Therapieversuche und dem Gesundheitssystem hohe Kosten ersparen. Die verwendeten Klassifizierungsinstrumente sollten weiterentwickelt werden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Zhdanov A et al.: Use of machine learning for predicting escitalopram treatment outcome from electroencephalography recordings in adult patients with depression. JAMA Netw Open 2020; 3(1): e1918377 [Epub 3. Jan.; doi: 10.1001/ jamanetworkopen.2019.18377]

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