Kapilläre Neurotoxizität

Neuro-Depesche 12/2005

M. Alzheimer - auch eine Gefäßkrankheit?

Mikrovaskuläre Traumata könnten den Untergang benachbarter neuronaler Strukturen beim M. Alzheimer beschleunigen. Dieser kapillären Neurotoxizität lässt sich sowohl mit "vaskulär" als auch mit "neuronal angreifenden" Substanzen begegnen, wie experimentell und klinisch gezeigt wurde. Auch der praxisbewährte Cholinesterasehemmer Donepezil entfaltet in diesem Funktionszusammenhang positive Wirkungen.

Schon Alois Alzheimer vermutete, dass an den von ihm untersuchten Hirnerkrankungen auch mikrovaskuläre Veränderungen beteiligt sind. Heute weiß man, dass eine Abnahme des zerebralen Blutflusses der neuronalen und kognitiven Schädigung bei M. Alzheimer vorausgeht. Experimentell lassen sich z. B. eine Verdickung der mikrovaskulären Basalmembran und eine zerebrale Hypoperfusion bei Kapillarverlust bestätigen. Verletzungen der Kapillaren, Einwirkung von Toxinen oder inflammatorischen Mediatoren können dazu führen, dass das geschädigte Gefäß vermehrt Stickstoffmonoxid, ROS, Zytokine und Apoptosefaktoren freisetzt, erläuterte Prof. G. Hamann, Wiesbaden. Denn gemäß der postulierten "neurovaskulären Einheit" aus Kapillare, Astrozyt und Neuron bedingen Läsionen einzelner Komponenten jeweils auch Schäden der verbundenen Strukturen. So könnten biochemische und morphologische Veränderungen der kleinsten Gefäße zu neuronalen Schäden und Zelluntergang bei der Demenz beitragen. Einen experimentellen Therapieansatz stellen Statine mit ihren antiinflammatorischen, endothelstabilisierenden Effekten und ACE-Hemmer dar. Cholinesterasehemmer zeigten positive Einflüsse auf mikrovaskuläre Veränderungen. So wurden in einer Studie an Alzheimer-Patienten ohne vaskuläre Risikofaktoren bei visuellen Reizen im transkraniellen Doppler verringerte Flussgeschwindigkeiten in der hinteren Zerebralarterie nachgewiesen. Sie wurden durch die Gabe von täglich 5 bzw. 10 mg Donepezil über jeweils vier Wochen dosisabhängig gebessert. (RS)

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