Neuro-Depesche 4/2005

Lymphozyten-Assay bestätigte AHS

Bei unerwarteten systemischen Reaktionen nach Antiepileptika-Gabe sollte immer auch an eine - an sich seltene - Antikonvulsiva-Hypersensitivität (AHS) gedacht werden. Indische Ärzte stellen nun einen Fall unter Phenobarbital vor.

Eine elfjährige Patientin mit fokalen Anfällen entwickelte nach sechstägiger Phenobarbital-Gabe Fieber und ein Erythem. Nach zehn Tagen war ihr Körper von einem juckenden makulopapulösen, exfoliativen Ausschlag bedeckt. Erst am 13. Tag wurden eine Phenobarbital-Unverträglichkeit vermutet und das Medikament umgehend abgesetzt. Der Zustand des Kindes verschlechterte sich mit Ikterus, Hepatomegalie und erhöhten Serum-Transaminasen-, Bilirubin- und Kreatininwerten trotzdem weiter. Unter Kortikoid-Therapie begannen sich erst ab dem 21. Tag die Leber- und Nierenwerte zu normalisieren, das Hautbild besserte sich. Die Patientin wurde ab dem 21. Tag auf Valproinsäure umgestellt und genas weiter. Die AHS gegenüber Phenobarbital (und anderen aromatischen Antikonvulsiva) konnte durch ein Lymphozyten-Toxizitäts-Assay bestätigt werden. Eine intermediäre Phenytoin-Toxizität beim Vater der Patientin spricht für eine genetische Disposition und Kreuzreaktivität. In derartigen Fällen erscheint ein Ausweichen auf Valproinsäure oder Benzodiazepine sinnvoll. (cer)

Quelle: Bavdekar, SB: Anticonvulsant hypersensitivity syndrome: lymphocyte toxicity assay for the confirmation of diagnosis and risk assessment, Zeitschrift: ANNALS OF PHARMACOTHERAPY, Ausgabe 38 (2004), Seiten: 1648-1650

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x