Internationale Fallserie: Folgen der überstandenen Infektion

Neuro-Depesche 7-8/2021

Long-COVID-Symptome bei Parkinson-Patienten

Eine COVID-19-Infektion geht in erstaunlich vielen Fällen mit teils schweren, beeinträchtigenden Langzeitfolgen einher, selbst wenn die Akuterkrankung nicht sehr ausgeprägt und keine Krankenhausaufnahme notwendig gewesen war. Anhand einer multizentrischen Fallserie beschreiben renommierte Experten jetzt erstmals das Spektrum an Spätfolgen einer COVID-19-Infektion bei Parkinson-Patienten.
Unter 27 COVID-19-infizierten Parkinson-Patienten (März 2020 bis heute) aus Großbritannien, Italien, Rumänien und Mexiko entwickelten 23 (85,2 %) ein Post-COVID-19-Syndrom, also Symptome, die während oder nach der Infektion auftraten und > 12 Wochen andauerten und sich nicht anders erklären ließen.
Nachdem einige der Post-COVID-19-Symptome auch Teil der Parkinson-Symptomatik sein können, wurden Symptome nur dann als klinische Long-COVID-Manifestationen gewertet, wenn sie erstmals nach der bestätigten COVID-19-Infektion aufgetreten waren oder wenn sich stabile vorbestehende Symptome im Gefolge der Infektion subakut oder akut verschlechtert hatten.
 
Parkinson-spezifische und -unspezifische Symptome
Häufigste Langzeitfolgen bei den 27 Patienten waren eine Verschlechterung der motorischen Funktion (51,9 %) und ein erhöhter Bedarf an L-Dopa (48,2 %), gefolgt von Fatigue (40,7 %), kognitiven Störungen (22,2 %) inkl. Konzentrations- und Gedächtnisproblemen sowie Schlafstörungen (22,2 %). Hinzu kamen Kopfschmerz (18,5 %), Angst (14,8 %), Schwindel (14,8 %), Husten (11,1 %), Schmerzen (11,1 %).
Mit Ausnahme der Parkinson-spezifischen Folgen stimmen diese Symptomkomplexe weitgehend mit den Long-COVID-Folgen in der Allgemeinbevölkerung überein. Interessanterweise schien der Schweregrad der akuten Infektion auch bei diesen Parkinson-Patienten durchaus keine Conditio sine qua non für ein Long-COVID-Syndrom zu sein. JL
Fazit
Die kleine Stichprobengröße und das Fehlen einer Kontrollgruppe machen es schwierig, aus diesen Beobachtungen robuste Schlussfolgerungen zu ziehen, räumen die Autoren ein, glauben jedoch an die Aussagekraft ihrer Ergebnisse. Sie nehmen außerdem an, dass in einigen der Fälle auch der Stress infolge der Pandemie-Maßnahmen mit eingeschränktem Zugang zur medizinischen Versorgung und zu Rehabilitationsmaßnahmen zu den Post-COVID-19-Folgen beigetragen haben könnten.
Quelle: Leta V et al.: Parkinson’s Disease and Post-COVID-19 Syndrome: The Parkinson’s Long-COVID Spectrum. Mov Disord 2021; [Epub 22. April; doi: 10.1002/mds.28622]
ICD-Codes: G20 , U07.1

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