Neuro-Depesche 1/2005

Lithium: Thyreotoxikose nach Dosisreduktion

Eine langjährige Lithiumtherapie geht mit einem erhöhten Risiko für Funktionsstörungen der Schilddrüse einher. Bei bipolar erkrankten Patienten wurde nun bei Dosisreduktion des Lithiums eine Thyreotoxikose diagnostiziert.

Eine 56-jährige bipolar erkrankte Patientin erhielt seit Jahren u.a. 600 mg/d Lithium. Nachdem eindrückbare Knöchelödeme auftraten, wurde Lithium abrupt abgesetzt. Drei Wochen später wirkte die Patientin konfus und ruhelos, litt unter Schlaflosigkeit und sprach undeutlich. Es bestand eine knotenfreie Struma. Die Laborwerte (Gesamt-T4: 300 nmol/l, freies T4: 99 pmol/Liter, TSH: < 0,03 mU/l) deuteten auf eine ausgeprägte Toxikose hin. Bei einem 66-Jährigen nach sechsjähriger Phasenprophylaxe mit Lithium (600 mg/d) wurde die Dosis nach Auftreten eines Handtremors langsam verringert. Nach anfänglicher Besserung kehrte der Tremor nach drei Monaten unter einer Lithiumdosis von 200 mg/d zurück. Nun wurde u.a. auch ein deutlicher Gewichtsverlust festgestellt. Das Labor ergab ebenfalls eine Thyreotoxikose (freies T4: 60,5 pmol/Liter, TSH: < 0,03 mU/l). Die erfolgreichen Behandlungen beider Fälle erfolgten jeweils u.a. mit Carbimazol. Vermutlich handelt es sich im ersten Fall um ein Reboundphänomen nach lithiumbedingter Sekretionshemmung und im zweiten um eine Demaskierung einer zuvor bestehenden subklinischen Hyperthyreose. Schilddrüsen-Funktionsstörungen unter Lithium werden leicht übersehen, da die Hyperthyreose-Symptome den Nebenwirkungen oder der psychiatrischen Grunderkrankung zugeschrieben werden. Daher sollten die Schilddrüsenwerte regelmäßig überprüft werden. (mg)

Quelle: Carmaciu, CD: Thyrotoxicosis after complete or partial lithium withdrawal in two patients with bipolar affective disorder, Zeitschrift: Bipolar Disorders, Ausgabe 5 (2003), Seiten: 381-384

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