Depressionen

Neuro-Depesche 4/2001

Leichte kognitive Störungen können persistieren

Inwieweit leichte kognitive Beeinträchtungen bei depressiven Störungen mit der Remission zurückgehen, wird kontrovers diskutiert. Die Reversibilität wurde bei stationär behandelten Patienten mit Major-Depression oder depressiver Episode einer bipolaren affektiven Störung bzw. schizoaffektiven Psychose überprüft.

Zu Beginn und am Ende der Behandlungszeit (4,4 ± 1,9 Monate) wurden folgende Tests durchgeführt: Wort-Lerntest mit Abruf der Information aus dem Gedächtnis, visuelle Reproduktion aus der Wechsler Memory Scale (WMS), Worteinfall von Tiernamen und ein Zahlenverbindungstest zur kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit. In den überwiegenden Testleistungen hatten die Patienten (n = 102, durchschnittliches Alter: 52 Jahre) schlechtere Ergebnisse als die Kontrollpersonen (n = 82). Die Gruppe mit Major-Depression (n = 57) war etwas stärker beeinträchtigt als die restlichen Patienten. Dies war jedoch nicht signifikant. Nach Festlegen eines Cut-off-Wertes bei der fünften Perzentile der Testergebnisse in der Kontrollgruppe lagen über 35% der Patienten mit Major-Depression in der visuellen Reproduktion des WMS und im Worteinfallstest unterhalb dieses Wertes, beim Zahlenverbindungstest waren es 25% und im Lerntest 11 bis 16%. Am Ende der Behandlungszeit zeichnete sich bei der zweiten Durchführung der Testbatterie eine Besserung der kognitiven Beeinträchtigungen ab (n = 67 Patienten). Die Testergebnisse fielen jedoch auch bei den Kontrollpersonen im selben Ausmaß besser aus, so dass von einem Trainingseffekt ausgegangen werden muss. Infolgedessen konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Behandlungsbeginn und -ende trotz Remission der depressiven Symptomatik festgestellt werden. Dauer der Erkrankung und Anzahl der Episoden korrelierten nicht mit den kognitiven Beeinträchtigungen.

Quelle: Reischies, FM: Comorbidity of mild cognitive disorder and depression - a neuropsychological analysis, Zeitschrift: EUROPEAN ARCHIVES OF PSYCHIATRY AND CLINICAL NEUROSCIENCE, Ausgabe 250 (2000), Seiten: 186-193

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