Bipolare und unipolare Erkrankungen

Neuro-Depesche 12/2004

Lebenslange Prophylaxe scheint geboten

Bleibt ein affektiv erkrankter Patient unter medikamentöser Therapie stabil, stellt sich früher oder später die Frage nach Fortsetzung der Behandlung. Schweizer Wissenschaftler untersuchten das Rezidivrisiko bei unipolar und bipolar erkrankten Patienten über mehrere Jahrzehnte.

Ausgewertet wurden die Daten von 160 Patienten mit einer affektiven Störung vom Bipolar-I-Typ, 60 vom Bipolar-II-Typ und 186 unipolar depressiven Patienten. Alle Patienten wurden nach ihrem stationärem Aufenthalt (1959-65) mehrere Jahrzehnte nachbeobachtet. Nach einem "Multiplicative intensity model" verliefen die kumulative Intensitätskurven, die den Übergang zwischen Remission und neuer Episode beschreiben, über die gesamte Beobachtungszeit von 30 bis 40 Jahren linear. Daraus lässt sich ableiten, dass das Rezidivrisiko bis zu einem Alter von 70 oder mehr Lebensjahren konstant bleibt. Die Kurven lagen bei den bipolar erkrankten Patienten auf höherem Niveau als bei den unipolar Depressiven. Die weitere Analyse ergab, dass Patienten mit bipolaren Störungen ein doppelt so hohes Rezidivrisiko wie Patienten mit schwerer unipolarer Depression (0,4 vs. 0,2 Episoden/Jahr) aufwiesen. Das Rezidivrisiko von Bipolar-II- gegenüber Bipolar-I-Patienten war lediglich geringfügig höher. Insgesamt bestanden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Verläufen beider Erkrankungen. Die Resultate sprechen dafür, bei schweren affektiven Erkrankungen, seien sie bipolaren oder unipolaren Typs, eine lebenslange prophylaktische Therapie durchzuführen. (AK)

Quelle: Angst, J: Recurrence of bipolar disorders and major depression. A life-long perspective, Zeitschrift: EUROPEAN ARCHIVES OF PSYCHIATRY AND CLINICAL NEUROSCIENCE, Ausgabe 253 (2003), Seiten: 236-240

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