Erfolgreiches Computer-Gedächtnistraining

Neuro-Depesche 3/2016

Langzeit-Übertragungseffekte belegt

Zertifizierte Fortbildung

Kinder mit ADHS leiden u. a. unter beeinträchtigten exekutiven Funktionen einschließlich des Gedächtnisses, die sich auf die gesamte Lebensführung negativ auswirken. Jetzt wurde der Einfluss eines Computer-basierten Gedächtnistrainings auf kognitive Parameter sowie Übertragungeffekte auf Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen untersucht.

Cogmed RoboMemo® erfolgte daheim am eigenen PC. Über fünf Wochen wurden 25 Sitzungen á 30–45 Min mit 90 akustischen/visuellräumlichen Aufgaben durchgeführt. Bei 35 Teilnehmern wurde der Schweregrad adaptiv erhöht, die übrigen 30 bildeten die Kontrollen.
Zu Beginn (T0) und nach zwei Wochen (T1) sowie sechs Monate nach dem Training (T2) wurden die exekutiven Funktionen jeweils von Eltern und Lehrern mit dem Behavior Rating Inventory of Executive Function (BRIEF) bewertet. Einige BRIEF-Subskalen wurden u. a. zusammengefasst zu einem Metakognitions-Index (MI) zur Fähigkeit, Problemlösungen zu initiieren, planen, organisieren und aufrechtzuerhalten.
61 Kinder (7–12, durchschnittl. 9 Jahre alt) absolvierten in durchschnittlich 35 Tagen alle 25 Einheiten. Nach sechs Monaten konnten 28 und 27 Teilnehmer der beiden Gruppen ausgewertet werden. Der adjustierten Regressionsanalyse zufolge stellten Eltern und Lehrer deutliche Verbesserungen in diversen BRIEF-Parametern fest, die im Verlauf sogar stärker wurden – allerdings teils zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
Bereits zu T1 sahen die Lehrer vs. Kontrollgruppe u. a. Besserungen im MI (zw. T0 und T1: p = 0,05; Effektgröße nach Cohens’d: -0,37), die auch im Follow-up vorhanden waren, sogar mit einer höheren Effektgröße (zw. T0 und T2: p = 0,02; Cohens’d: -0,81), sowie signifikante Besserungen des Arbeitsgedächtnisses. Eltern bemerkten signifikante Änderungen dagegen erst später: So im MI zw. T1 und T2: p = 0,03; Cohens’d: -0,78 und im Arbeitsgedächtnis (zw. T1 und T2: p = 0,01; d: -0,61; und zw. T0 und T2: p = 0,01; d: -0,86).
Zugleich besserten sich auch mehrere sekundäre Studienendpunkte: so verschiedene Testleistungen der exekutiven Funktionen inkl. des Gedächtnisses, die klinischen Symptome nach einem zusammengesetzten ADHS-Score (nicht aber auf der Conners Rating Scale, CRS) und das Lernverhalten nach der Weiss Functional Impairment Rating Scale for Parents (WFIRS-P). Die Autoren konstatieren „Far-transfer Effects“, die sich allgemein positiv auswirken dürften. NW

 



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Bigorra A et al.: Long-term far-transfer effects of working memory... Eur Child Adolesc Psychiatry 2015 [Epub 15. Dez; doi: 10.1007/s00787-015-0804-3]

ICD-Codes: F90.

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