Stress-assoziierte Veränderungen

Neuro-Depesche 5-6/2017

Lässt die KVT die Hypophyse schrumpfen?

Mit einer speziell auf psychotische Patienten ausgerichteten kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) lässt sich die Stressregulation bei Schizophrenie-Patienten verbessern. Inwieweit sich die KVT auf das Hypophysen-Volumen auswirkt, und ob Zusammenhänge mit kognitiven Funktionen bestehen, untersuchten jetzt britische und US-Forscher.

24 an einer paranoiden Schizophrenie leidende Patienten und 16 mit schizoaffektiver Erkrankung wurden eingeschlossen. Unter den 40 Patienten erhielten 24 eine KVT mit 16 einstündigen Sitzungen, die übrigen 16 nur die Standardbehandlung (Standard care, SC).
Bei den Patienten und bei 30 gesunden Probanden wurde das Volumen der Hypophyse mittels T1-gewichteter MRT-Aufnahmen bestimmt. Initial betrug es bei den Gesunden 510,7 mm3 und bei den Patienten mit KVT bzw. SC – ohne signifikanten Unterschied untereinander – 473,4 bzw. 481,6 mm3.
In beiden Therapiegruppen nahm das durchschnittliche Hypophysen-Volumen ab, unter einer KVT aber wesentlich stärker (von 473,4 auf 409,1 mm3) als in der SC-Gruppe (von 481,6 auf 445,0 mm3).
Diese Veränderungen standen in signifikantem Zusammenhang mit den Leistungen in den Gedächtnistests (Hopkins Verbal Learning, Wechsler Memory Scale – logical memory). In der KVT-Gruppe korrelierten die verbale Lern- und Merkfähigkeit zu Therapiebeginn deutlich stärker mit der Größenabnahme der Hypophyse als in der SC-Gruppe. Zudem nahmen Nervosität und Depression (nach den entsprechenden PANSS-Subscores) in der Gruppe mit KVT signifikant ab (p < 0,03).
Prolaktin-erhöhende oder -senkende Antipsychotika beeinflussten diese Zusammenhänge nicht maßgeblich. NW
Kommentar

Die KVT wirkt offenbar über die HPA-Achsenregulation. Je besser Schizophrenie-Patienten in der Therapie lernen, mit ihren psychotischen, depressiven und Angstsymptomen umzugehen und diese anzunehmen, desto weniger Leid und Stress empfinden sie. Und wenn die stressinduzierten Kortisol- Plasmawerte (die in dieser Studie allerdings nicht gemessen wurden) sinken, schrumpft offenbar die Hypophyse. Die Stressregulationstechniken greifen dabei offenbar umso leichter, je besser das verbale Gedächtnis ist.

Quelle:

Premkumar P et al.: Pituitary volume reduction in schizophrenia following cognitive behavioural therapy. Schizophr Res 2017; pii: S0920-9964(17)30222-0 [Epub 20. April; doi: 10.1016/j.schres.2017.04.035]

ICD-Codes: F20.9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x