Tragödie in Zahlen
Der Krieg im Jemen hat Millionen Menschen vertrieben und die Gesundheitsinfrastruktur zerstört, Zigtausende wurden getötet. Mangels zuvlässiger offizieller Zahlen wurde nun untersucht, wie sich die Sterblichkeit im Jemen seit Beginn des Konflikts im Jahr 2015 verändert hat.
Aus verschiedenen Quellen einschließlich mehrerer Befragungen durch das Büro der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe (UN-OCHA) und der Datenbank des Armed Conflict Location & Event Data Project wurden Mortalitätsdaten für den Konfliktzeitraum 2015 – 2019 gewonnen. Regional schwankte die rohe Sterblichkeitsrate zwischen 0,03 und 0,63 pro 10.000 Einwohner und Tag.
Im Durchschnitt 92 Exzess-Todesfälle pro Tag
Auf den ersten Blick wirkt der Anstieg der durchschnittlichen landesweiten Sterberate von 0,19 pro 10.000 (95 %-KI: 0,17 – 0,22) vor Beginn der Kämpfe auf 0,20 (95 %-KI: 0,17 – 0,24) danach eher harmlos. In absoluten Zahlen aber ereigneten sich statt der zu erwartenden 946.812 Todesfälle im fünfjährigen Konfliktzeitraum 1.115.024 Todesfälle – ein Anstieg um 17,8 %. Von den 168.212 Exzess-Todesfällen, im Durchschnitt 92 pro Tag, war ein Großteil von 67,2 % auf direkte Kampfhandlungen zurückzuführen. JL
Kommentar
Die Situation im Jemen wird häufig als die derzeit größte humanitäre Krise bezeichnet. Dass die Exzessmortalität durch den Bürgerkrieg nicht noch höher ausfiel, liegt mutmaßlich daran, dass die Gesundheitssituation im Jemen bereits vor der Krise schlecht war und die massive Bereitstellung humanitärer Hilfe durch ausländische Organisationen den Anstieg zumindest der indirekten Todesfälle eingedämmt haben dürfte.
Quelle: Guha Sapir D et al.: Civil war and death in Yemen: Analysis of SMART survey and ACLED data, 2012-2019. PLOS Glob Public Health 2022; 2(8): e0000581 [Epub 8. Aug. 2022; doi: 10.1371/ journal.pgph.0000581]