Bei Patienten mit Panikstörung

Neuro-Depesche 7-8/2022

Kortisol, proinflammatorische Zytokine und Symptome interagieren

Chronische Stressbelastung ist ein wesentlicher Risikofaktor für Angststörungen und kann mit Störungen der Immunregulation einhergehen. Jetzt wurden in einer spanischen Studie bei Patienten mit Panikstörung die Wechselbeziehungen zwischen dem Stresshormon Kortisol, proinflammatorischen Zytokinen und Symptomen untersucht.
41 Patienten (30 Frauen) von 19 bis 64 Jahren mit der ICD-10-Diagnose einer Panikstörung wurden in zwei Zentren der Region Murcia versorgt. Mit 33 Patienten (80,48 %) präsentierte sich die Mehrzahl der Stichprobe mit einer weiteren komorbiden Angststörung. Dies waren u. a eine gemischte angstdepressive Störung (MADD), Generalisierte Angststörung (GAD), Agoraphobie, soziale Phobie und Anpassungsstörung. Nur sieben Patienten (17,10 %) litten unter keiner chronisch inflammatorischen Krankheit.
Die Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennieren-Achse (HPA) wurde mit der Cortisol awakening response (CAR) bestimmt, also dem Anstieg des Kortisolspiegels im Speichel in den ersten 30 - 45 Minuten nach Erwachen. Mittels Multiplex- Immunoassay wurden die Konzentrationen (pg/ml) an Interleukin (IL)-1β, IL-6, IL-8, IL-12, IFNγ und TNFα erfasst.
 
IL-1β, IL-12 und TNFα
Die Korrelationsanalyse zeigte, dass die Spiegel der entzündungsfördernden Zytokine negativ mit den Kortisolwerten (Fläche unter der Kurve) korrelierten. Dies betraf IL-1β (r = -0,35), IL-12 (r = -0,30) und TNFα (r = -0,30) (je p < 0,05).
Dabei korrelierte IL-12 negativ mit der Wahrnehmung von Stress (nach PSS: r = -0,30, p < 0,05), der Trait-Angst (nach STAI-T: r = -0,27, p < 0,05), gastrointestinalen Symptomen (GI) (nach GSRS: r = -0,43, p < 0,01) und körperlichen Schmerzen (nach SF36-BP: r = -0,26, p < 0,05). IFNγ korrelierte negativ mit der Trait-Angst (r = -0,35; p < 0,05) und der Depression (nach BDI-II: r = -0,42, p < 0,01). Schließlich bestand eine inverse Beziehung zwischen IL-1β und GISymptomen (r = -0,27, p < 0,05) und Körperschmerzen (r = -0,31, p < 0,05). HL
Fazit
Bei Patienten mit Panikstörung besteht ein Zusammenspiel der HPA-Reaktivität mit der Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine. Diese scheinen ihrerseits die Stressempfindlichkeit und das Angstverhalten zu beeinflussen
Quelle: Fernández-Serrano AB et al.: Negative correlation between IL-1β, IL-12 and TNF-γ, and cortisol levels in patients with panic disorder. Brain Behav 2022 [Epub 19. Mai; doi: 10.1002/brb3.2624]

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